Zeitungsbericht »Verbotene Geschäfte
bei Schrempp-Rücktritt?«
in EXPRESS vom 01.08.2005


 


»Verbotene Geschäfte bei Schrempp-Rücktritt?«

Daimler-Aktie machte Riesen-Sprung. Wer vorher Bescheid wusste,
konnte kräftig kassieren

Von ANNE-K PALMER

Stuttgart Neuer Wirbel bei DaimlerChrysler! Jetzt schlagen die »Kritischen Kleinaktionäre« Alarm. Sprecher Jürgen Grässlin behauptet: »Zwei Führungskräfte aus Schrempps nahe stehendem Umfeld haben Insider-Geschäfte selbst oder über Dritte getätigt.« Sprich: Sie hätten sich vor Schrempps Rücktritt Aktien gekauft und nachher kräftig abkassiert. EU-Kommissar Günter Verheugen fordert: Mercedes müsse alles über den Rücktritt offen legen. Grässlin selbst sei 12 Tage vor dem Rücktritt informiert worden, sagte er EXPRESS. »Ich bekam mehrere Anrufe. Wenn ich das also wusste, mussten es andere auch wissen«, so der Freiburger.

Und davon lässt sich Grässlin auch nicht abbringen trotz inzwischen bei ihm eingegangener Unterlassungserklärung-Aufforderung von DaimlerChrysler, die er nicht unterschreiben will. Darin wird verlangt, nicht mehr zu behaupten, er habe vorher von dem Rücktritt gewusst. Grässlin: »Die sind total nervös bei DaimlerChrysler. Schrempp verliert die Nerven.« Grässlin er schrieb übrigens die Biografie »Jürgen E. Schrempp. Der Herr der Sterne.« fordert das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel nachdrücklich auf, die Vorgänge mehr als nur routinemäßig zu überprüfen.

Dort ist man längst dabei. »Wir sehen uns das natürlich an«, so Sprecherin Sabine Reimer (»Berliner Zeitung«). Untersucht werde der Handel in der Zeit vor dem Rücktritt Schrempps: »Wir prüfen, ob sich jemand im Vorfeld von dem Rücktritt wusste und dies dazu nutzte, DaimlerChrysler-Aktien zum niedrigeren Kurs zu kaufen.« Grund: Nach dem Rücktritt am Donnerstag war der Aktienkurs des Autokonzerns zeitweise um mehr als zehn Prozent (Schlussstand 8,7 Prozent) in die Höhe geschossen. Vorher lag die Aktie bei 34 bis 35 Euro, dann plötzlich bei 39 Euro.

Der Rücktritt Schrempps es gibt auch weiter Spekulationen um seinen Kronprinzen, Mercedes-Chef Cordes. Laut »Automobilwoche« soll der neue DaimlerChrysler-Chef Zetsche den Cordes-Posten für eine Übergangsphase selbst übernehmen. Insider: Dem Konzern steht ein »heißer Herbst« bevor. Verheugen: Es müsse alles aufgeklärt werden. Denn Skandale gefährdeten die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie.

 

EXPRESS vom 01.08.2005, Seite 2