Zu Artikel zu Jürgen E. Schrempp
Das Ausscheiden Jürgen Schrempps als
Vorstandsvorsitzender von Daimler-Chrysler
zum Jahresende hat in den Werken
Erleichterung ausgelöst.
Von C. Herz und T. Stölzel, Handelsblatt
STUTTGART/DÜSSELDORF. Peter Braun macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. »Es war Zeit«, sagt der 45-jährige Schichtarbeiter vor dem Werkstor 7 bei Daimler am Stammsitz Sindelfingen. »Schrempp war viel zu lange dran.« Trotzig blickt der Mann im buntgestreiften Hemd in eine herbeigeeilte Fernsehkamera, und lässt die Hände auf seiner beigen Jeans ruhen. Die Stimmung ist gereizt nach dem abrupten Abschied des Daimler-Chefs. »Schrempp weine ich keine Träne nach«, ruft ein junger Mann beim Herausgehen, der wie viele andere seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.
Götterdämmerung in Stuttgart. Der alte König hat abgedankt, der neue Hofstaat samt Throngefolge ist noch nicht eingezogen. Das schafft ein Vakuum, das Raum lässt für Emotionen, Hoffnungen, etwas Wehmut und jede Menge Mutmaßungen. Der überraschende Rückzug und dessen dürre Begründung sind eine Einladung für Spekulationen und davon wird reichlich Gebrauch gemacht. Die Gerüchteküche in Stuttgart brodelt wie eine heiße Spätzlesuppe, die auf dem Herd vergessen wurde. Einmal ist Schrempp in unsaubere Geschäfte in Südafrika verwickelt. Ein andermal hat die Betrugsaffäre im Daimler-Vertrieb nun auch den obersten Konzernlenker erreicht. Ein weiteres Gerücht besagt, Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann habe Aufsichtsratschef und Ex-Deutsche-Bank-Vorstandssprecher Hilmar Kopper zum Königsmord angestiftet. Schrempp-Intimfeind Jürgen Grässlin, Sprecher der Kritischen Aktionäre, unkt, im Herbst werde noch eine dicke Bombe platzen, was ihm prompt eine Klage von Daimler einhandelt. Und die größte deutsche Boulevardzeitung rätselt, ob Schrempp die Liebe den Job gekostet habe: »Stürzt er wegen seiner Frau?« Belege: Fehlanzeige.
[Artikel gekürzt]