Zu Artikel zu Jürgen E. Schrempp
Daimler-Chrysler-Chef Schrempp weist Spekulationen
um seine Rücktrittsankündigung zurück
STUTTGART (dpa/BZ). Nach der Rücktrittsankündigung von Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp kommt der Autokonzern nicht zur Ruhe. Nach einem Bericht der Automobilwoche gilt nun auch der Rückzug von Mercedes-Chef Eckhard Cordes als sicher. Schrempp wies Spekulationen zurück, er sei zum Rücktritt gezwungen worden.
Nach Angaben der Automobilwoche könnte der designierte Daimler-Chrysler-Chef Dieter Zetsche für eine Übergangsphase auch die Führung der Konzernmarke Mercedes-Benz übernehmen, um einer Führungskrise vorzubeugen. »Zetsche wird voraussichtlich in Personalunion den Konzern und die Mercedes Car Group führen müssen, bis ein passender Cordes-Nachfolger gefunden wird«, schreibt das Branchenblatt. Dass Cordes von seiner Rücktrittsankündigung Abstand nimmt, gelte als ausgeschlossen.
Angesichts der Spekulationen um die Gründe seines vorzeitigen Abgangs sagte Schrempp, der Rücktritt sei lange vorbereitet gewesen. »Ich habe darüber schon seit einiger Zeit mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hilmar Kopper gesprochen«, sagte Schrempp dem Focus. Der Spiegel berichtet, dass Kopper und Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm schon bei der Vertragsverlängerung im April vergangenen Jahres der Meinung gewesen seien, dass Schrempp nur noch zwei oder drei Jahre den Konzern führen sollte. Dies habe auch Schrempps Vorstellungen entsprochen. Dennoch sei der Vertrag bis 2008 verlängert worden, damit nicht nach einem Jahr wieder eine Debatte um die Nachfolge beginne. Erste Gespräche zwischen Schrempp, Kopper und Klemm habe es dann im Mai dieses Jahres gegeben. Diese seien aber nicht auf Drängen der Deutschen Bank, die nach den jüngsten Anteilsverkäufen nur noch 6,9 Prozent der Daimler-Chrysler-Aktien hält, zu Stande gekommen.
Dass in der Mitteilung zum Ausscheiden Schrempps kein Wort des Dankes für seine Arbeit enthalten ist, beruht laut Kopper auf einer Panne. Schrempp habe die Erklärung mitformuliert und wollte den Dank nicht selbst reinschreiben. Dadurch sei der Eindruck entstanden, Schrempp sei rausgeschmissen worden.
Nach Einschätzung der Vereinigung Kritischer Aktionäre Daimler-Chrysler (KADC) waren bei der Rücktrittsankündigung von Schrempp Insidergeschäften Tür und Tor geöffnet. Er selbst sei bereits Tage vor der offiziellen Bekanntgabe von Schrempps Rücktritt darüber informiert gewesen, teilte KADC-Sprecher Jürgen Grässlin gestern mit. »Hätten wir Aktionäre zu diesem Zeitpunkt in Daimler-Aktien investiert, hätten wir uns alle bereichern können.« Grässlin geht in einer Pressemitteilung sogar noch einen Schritt weiter. Nach seinen Informationen hätten Führungskräfte aus dem Umfeld Schrempps solche Geschäfte getätigt
Daimler-Chrysler wollte dies nicht kommentieren. Ein Sprecher verwies aber darauf, dass der Stuttgarter Autokonzern gegen Grässlin rechtlich vorgehen will. So soll der Aktionär eine Unterlassungserklärung unterzeichnen. Dies lehnt Grässlin ab. Der Freiburger wird vom Tübinger Rechtsanwalt Holger Rothbauer vertreten.
Nach einem Bericht der Berliner Zeitung prüft die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) den Börsenhandel mit Aktien des Autoherstellers im Vorfeld der Rücktrittsankündigung. In deren Folge war der Aktienkurs am Donnerstag um mehr als zehn Prozent in die Höhe geschossen. »Wir prüfen, ob jemand im Vorfeld von dem Rücktritt wusste und dies dazu nutzte, Daimler-Chrysler-Aktien zum niedrigeren Kurs zu kaufen«, sagte eine Bafin-Sprecherin. Dabei handele es sich um eine routinemäßige Untersuchung.