Zeitungsbericht »Neue Attacke gegen die Schrempps«
in Badische Zeitung vom 04.08.2005


 


»Neue Attacke gegen die Schrempps«

Daimler-Kritiker Jürgen Grässlin glaubt an
eine Verwicklung in Graumarktgeschäfte

Von unserem Redakteur Jörg Buteweg

FREIBURG. Nach dem angekündigten Rücktritt von Jürgen Schrempp als Vorstandschef des Automobilkonzerns Daimler-Chrysler gehen die Spekulationen weiter, warum der Spitzenmanager zum Jahresende abtritt. Jürgen Grässlin, Freiburger Publizist und Sprecher der Kritischen Daimler-Chrysler-Aktionäre, glaubt, Schrempp habe von den Graumarktgeschäften gewusst, die dem Autokonzern zu schaffen machen. Grässlin hält es sogar für möglich, dass Jürgen Schrempps Bruder Wolfgang einer der führenden Personen bei diesen Machenschaften ist. Daimler-Chrysler weist dies zurück. Der Name Wolfgang Schrempp tauche im Schlussbericht der internen Revision zu Graumarktgeschäften nicht auf.

Bei Autoverkäufen über den so genannten grauen Markt werden Fahrzeuge mit beträchtlichen Rabatten an Großabnehmer verkauft. Diese verkaufen die Autos in der Regel im Ausland, wobei sie die Preise der dortigen Vertragshändler meist unterbieten. Diese Praxis ist nicht illegal, widerspricht aber einer EU-Regelung und den Vorschriften der Autohersteller. Graumarktgeschäfte kurbeln den Absatz an, was sie bei schwer verkäuflichen Automodellen attraktiv macht für Vertriebsmitarbeiter, die ihre Vorgaben erfüllen müssen. Die Praxis kostet allerdings wegen der hohen Preisnachlässe Umsatz und vor allem Ertrag.

Wolfgang Schrempp leitet zur Zeit die Daimler-Chrysler-Tochter in Italien, zuvor war er Chef der Niederlassung in München. München sei wohl die Zentrale des Graumarkthandels gewesen, sagt Grässlin und beruft sich auf Informationen des Spediteurs Gerhard Schweinle. Der hat selbst Graumarktgeschäfte getätigt und nach Grässlins Darstellung die Staatsanwaltschaft in Stuttgart und Daimler-Chrysler informiert, dass es in Schrempps Familie Verbindungen zu den Graumarktgeschäften geben soll. Grässlin selbst hat keine Dokumente. Daimler-Chrysler hat Schweinles Schreiben nach Darstellung einer Sprecherin bei der internen Prüfung berücksichtigt.

Wegen Graumarktgeschäften hat Daimler-Chrysler in den vergangenen Monaten mehrere Führungskräfte entlassen, darunter den Vertriebschef für Deutschland. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen 17 Personen.