Zeitungsbericht »Fehlender Dank war offenbar
eine Kommunikationspanne«
in der Autokiste vom 01.08.2005
Zu Aktuelles
Zur Übersicht
Zu Artikel zu Jürgen E. Schrempp
»Fehlender Dank war
offenbar
eine Kommunikationspanne«
DC: Weiter Verwirrung um
Schrempps Abschied
Man musste am Donnerstag
kein »Analyst« sein, um sich zu wundern, dass DaimlerChrysler seinem
Vorstandschef Schrempp bei Ankündigung dessen vorzeitigen Abschieds keinen Dank
aussprach. Offenbar hat es sich dabei um eine Kommunikationspanne gehandelt. Auch sonst
gibt es mehr Verwirrung als Fakten.
Wenn Konzernlenker ihr
Unternehmen verlassen oder dies jedenfalls ankündigen, ist es üblich und auch
angemessen, dass dem scheidenden Manager offiziell Dank gebührt wird. Im Falle Schrempp,
immerhin 44 Jahre bei DaimlerChrysler (DC), davon zehn als oberster Chef von 388.000
Mitarbeitern weltweit, war dies jedoch nicht der Fall, was entweder auf massiven internen
Ärger oder eben auf eine Panne hinwies.
Aufsichtsratschef Hilmar Kopper erklärte jetzt dem Nachrichtenmagazin »Spiegel«,
Schrempp persönlich habe diese Erklärung mitformuliert und den Dank nicht selbst
hineinschreiben wollen. Offenbar aus einem Versehen heraus erfolgte dies auch danach nicht
von dritter Seite. Kopper sagte, er sei »todunglücklich«. »Das hat Schrempp nicht
verdient«.
Offenbar war ein vorzeitiges Ausscheiden Schrempps bereits bei der im vergangenen April
erfolgten, vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2008 geplant. Mit der Verlängerung habe
eine frühzeitige Nachfolgedebatte vermieden werden sollen, berichtet das Magazin.
Schrempp habe im Gegenzug zugesagt, bei einem vorzeitigen Ausstieg nicht auf die
Fortzahlung seiner Bezüge bis zum offiziellen Vertragsende zu bestehen.
Schrempp selbst bekräftigte gegenüber dem Magazin »Focus«, er sei in die Entscheidung
aktiv eingebunden gewesen und habe insoweit schon seit längerer Zeit Gespräche mit
Kopper geführt. Hätte man ihn aus dem Amt gedrängt, so hätte er die ihm rechtlich
zustehende Abfindung »akzeptiert«.
Schrempp erklärte weiter, die Deutsche Bank habe ihn im Vorfeld darüber informiert, dass
sie einen Teil ihres Bestandes an DaimlerChrysler-Aktien am Tag der
Rücktrittsankündigung verkaufen werde. Die Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat nach Informationen der »Tagesschau«
unterdessen angekündigt, diese Transaktion auf ihre Rechtmäßigkeit zu überprüfen.
Jürgen Grässlin, Schrempp-Biograf und Mitglied der »Kritischen Aktionäre« bei
DaimlerChrysler, sagte in einem Interview mit dem Deutschlandfunk, Schrempp verzichte
seiner Meinung nach nicht freiwillig auf die geschätzten 21 Millionen Euro. Er,
Grässlin, sei sich »ziemlich sicher«, dass im Herbst noch eine dicke Bombe platze, denn
Schrempp sei, so wörtlich, »wohl nicht nur in Geschäfte involviert oder in Kenntnis
gesetzt (gewesen), die legal waren«. Die neuen Bilanzzahlen seien geschönt und im Herbst
werde das »große Desaster« ausbrechen, sagte Grässlin, ohne Details zu nennen. Er
forderte auch den Rücktritt von Kopper.
Grässlin bezeichnete es ferner als einen »Hammer«, dass die alte S-Klasse bereits jetzt
ohne Übergangsfrist zum neuen Modell eingestellt wurde. Für die neue Generation lägen
nur halb so viele Bestellungen vor wie ursprünglich »erhofft und erwartet«.
DaimlerChrysler will Grässlin und einen weiteren Vertreter der Kleinaktionäre laut
»Tagesschau« wegen Verbreitung von Falschaussagen juristisch belangen. Das Unternehmen
selbst hat sich seit der kurzen Erklärung vom Donnerstag nicht mehr offiziell geäußert.
|