Zu Artikel zu Jürgen E. Schrempp
Durchsuchungen wegen Insiderhandels
bei DaimlerChrysler
Stuttgart (AP) Wegen Verdachts auf Insiderhandel sind zwei hochrangige DaimlerChrysler-Manager ins Visier der Stuttgarter Staatsanwaltschaft geraten. Die Ermittler durchsuchten am Donnerstag mehrere Wohnungen und Büros. Die Sprecherin der Ermittlungsbehörde, Tomke Beddies, sagte am Donnerstag, es werde insgesamt gegen vier Personen ermittelt, darunter zwei DaimlerChrysler-Mitarbeiter. Namen nannte sie nicht. Laut SWR wurde auch die Konzernzentrale durchsucht. An den Durchsuchungen waren sieben Staatsanwälte und 30 Polizisten beteiligt. »Der Ausgang des Verfahrens ist noch offen«, sagte Beddies.
DaimlerChrysler erklärte, das Unternehmen arbeite mit den Behörden zusammen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart habe auf Grund der ihr von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) mitgeteilten Informationen ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Insiderhandelsverbot eingeleitet, sagte Beddies. Es bestehe der Verdacht, dass Aktien von DaimlerChrysler unter Ausnutzung der Kenntnis vom Ausscheiden von Vorstandschef Jürgen Schrempp Ende 2005 vor Bekanntgabe dieser Information in der Erwartung von Kurssteigerungen erworben worden seien. Auch könnte das zu erwartende Ausscheiden von Schrempp bereits im Vorfeld der wertpapierrechtlich vorgeschriebenen ad-hoc-Meldung unberechtigt an Dritte weitergegeben worden sein. Auch bei den Kritischen Daimler-Aktionären wurde durchsucht.
Der Dachverband der Kritischen Aktionäre in Köln begrüßte ausdrücklich das Vorgehen der Staatsanwaltschaft in der Konzernzentrale von DaimlerChrysler. Rechtswidrig sei jedoch gewesen, dass auch die Geschäftsstelle des gemeinnützigen Vereins Ohne Rüstung Leben und die Privatwohnungen der Sprecher der Kritischen Daimler-Aktionäre in Stuttgart und Freiburg durchsucht wurden. »Hier wird ein Aufklärer zum Täter gemacht«, hieß es in der Erklärung zum Vorgehen gegen Konzernkritiker Jürgen Grässlin. Gegen sämtliche Durchsuchungsbeschlüsse bei den Kritischen Daimler-Aktionären und seinen Sprechern seien über einen Anwalt Rechtsmittel eingelegt.
Insiderhandel wird mit Geldstrafe oder bis zu fünf Jahren Haft bestraft. Die Bafin hatte vor wenigen Wochen eine förmliche Untersuchung wegen des Verdachts des Insiderhandels mit DaimlerChrysler-Aktien eingeleitet. Es gebe Anhaltspunkte für mögliche illegale Geschäfte kurz vor der Rücktrittsankündigung von Vorstandschef Jürgen Schrempp, hatte die Behörde erklärt. Die Börsenaufsicht stützt sich laut »Stuttgarter Zeitung« auch auf eine ausführliche Stellungnahme des Konzernkritikers Grässlin von den Kritischen Daimler-Aktionären. Dieser hatte erklärt, er habe zwölf Tage vor der offiziellen Ankündigung aus dem Konzern von Schrempps Rückzug erfahren.
Direkt nach der Bekanntgabe des Führungswechsels hatte der Kurs der Daimler-Aktie dramatisch zugelegt. In Frankfurt schnellte die Aktie damals um knapp neun und in New York sogar um fast zehn Prozent nach oben. Schrempp hat den Konzern zehn Jahre geführt. Dieter Zetsche folgt Schrempp zum 1. Januar als Vorstandsvorsitzender bei dem deutsch-amerikanischen Autobauer.
Zetsche übernahm am Donnerstag schon die Führung der Mercedes Car Group, nach dem der bisherige Mercedes-Chef Eckhard Cordes den Posten geräumt hatte.