Bericht »DaimlerChrysler vor Riesenskandal?«
in tagesschau.de vom 30.07.2005


 


Schrempps unklare Rücktrittsmotive

»DaimlerChrysler vor Riesenskandal?«

Nach dem Abgang von Jürgen Schrempp bleiben viele Fragen offen. Die dringlichste, die nach dem Grund für seinen Rückzug, hat der Schrempp-Kenner Jürgen Grässlin im Deutschlandfunk mit konkreten Vorwürfen und vielsagenden Andeutungen gegen DaimlerChrysler und seinen scheidenden Vorstandschef beantwortet.

Grässlin: »Bombe platzt im Herbst«

So seien die überraschend guten Quartalszahlen, die das Unternehmen gestern vorgelegt habe, »meines Erachtens geschönt und im Herbst wird das große Desaster ausbrechen«, sagte Grässlin. Er glaube nicht, dass Schrempps Gehaltsverzicht freiwillig sei: »Ich bin mir ziemlich sicher, dass im Herbst noch die dicke Bombe platzt, denn Herr Schrempp war wohl nicht nur in Geschäfte involviert oder in Kenntnis gesetzt, die legal waren.«

Kein Zweifel besteht nach Worten Grässlins außerdem daran, dass auch Mercedes-Chef Eckhard Cordes seinen Hut nimmt, »denn er ist voll involviert in das System Schrempp und hat all die Fehler mitgetragen.« Gerüchte über Cordes Abgang waren gestern Abend aufgetaucht, sind aber bislang unbestätigt.

Vorwürfe erhebt Grässlin auch gegen die Deutsche Bank, die - wie er - bereits letzte Woche über den Schrempp-Rücktritt informiert gewesen sei. Das größte deutsche Bankhaus hatte gestern den Kursgewinn seiner DaimlerChrysler-Aktien genutzt und Anteile für mehr als drei Milliarden Euro verkauft. Grässlin: »So was nennt sich wohl Spekulationsgeschäft.« Grässlin ist Mitglied der kritischen Aktionäre bei DaimlerChrysler und Autor von »Jürgen Schrempp. Der Herr der Sterne«.

Betriebsrat: »Welche Führungskrise?«

Unterdessen betonte Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm, der Konzern befinde sich nicht in der Krise. Klemm sagte, er sehe überhaupt keine Führungskrise. Das Unternehmen habe ordentliche Zahlen vorgelegt. »Alle Bereiche sind auf einem guten Weg.«