Zu Artikel zu Jürgen E. Schrempp
Bilanzkosmetik werfen kritische Aktionäre dem scheidenden Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp vor. Sie fordern nach dem angekündigten Rücktritt des Managers auch den Abgang des Aufsichtsratsvorsitzenden Hilmar Kopper.
Die jüngsten Bilanzzahlen des Stuttgarter Autobauers sind aus Sicht von Jürgen Grässlin, Mitglied der Kritischen Aktionäre von Daimler-Chrysler, »geschönt«. Daher werde das »große Desaster im Herbst« kommen, sagte Grässlin am Freitag im Deutschlandfunk. Schrempp hinterlasse einen »Scherbenhaufen« bei Daimler-Chrysler. Aus dem »Herrn der Sterne« sei der »Herr der Scherben« geworden.
Als Beispiel für das Missmanagement nannte Grässlin die Schwierigkeiten bei dem Kleinwagen Smart, wo ein Verlust von 2,6 Milliarden Euro aufgelaufen sei. Zudem liefen sowohl die C-Klasse als auch die E-Klasse von Mercedes nicht. Und der Maybach als so genanntes Flaggschiff des Unternehmens komme nur auf ein Drittel der Verkäufe, die notwendig seien, um dieses Fahrzeug auch wirklich finanziell lukrativ erscheinen zu lassen. Dies und andere von Schrempp mit zu verantwortende Desaster der vergangenen Jahre habe Kopper gedeckt. Deshalb müsse er nun auch abtreten, forderte Grässlin. Daimler-Chrysler hatte am Donnerstag erklärt, dass der ehemalige Deutsche-Bank-Manager seine Amtszeit wie geplant bis 2007 erfüllen werde.
Bei Daimler-Chrysler hat hinter den Kulissen ein heftiges Ringen um die Lösung der Führungskrise bei der Tochter Mercedes eingesetzt. Nach Informationen aus dem Konzern soll der Mercedes-Chef Eckhard Cordes den Aufsichtsrat bislang noch nicht förmlich um die Auflösung seines Vertrages gebeten haben.
Sollte Cordes den Konzern verlassen, favorisiere das Gremium eine interne Nachfolgelösung, war am Freitag aus Aufsichtsratskreisen zu erfahren. Es gebe mehrere »interessante Kandidaten«. Derzeit werde mit Cordes gesprochen, »die Entscheidung liegt ganz allein bei ihm«. Nach der überraschenden Ernennung von Chrysler-Chef Dieter Zetsche zum Nachfolger von Schrempp hatte Mercedes-Chef Eckhard Cordes am Donnerstag seinen Rücktritt angeboten.