Bericht »Anwalt bestätigt Durchsuchung
bei Daimler-Aktionärsschützern«
in FAZ vom 01.09.2005, 14.45 Uhr




Anwalt bestätigt Durchsuchung bei Daimler-Aktionärsschützern

STUTTGART (Dow Jones)--Die Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag bei den »Kritischen Aktionären DaimlerChrysler« Durchsuchungen wegen Insidergeschäften mit Daimler-Aktien durchgeführt. »Durchsucht wurde die Geschäftsstelle, außerdem die Privatwohnung ihres Sprechers Paul Russmann und die Wohnung von Jürgen Grässlin«, sagte Holger Rothbauer, Anwalt von Daimler-Kritiker Jürgen Grässlin, am Freitag zu Dow Jones Newswires. Laut Zeitungsmeldungen vom Freitag hatten die Fahnder auch bei den Daimler-Managern Rüdiger Grube und Hartmut Schick Durchsuchungen durchgeführt. Ein Sprecher von DaimlerChrysler bestätigte die Durchsuchungen in der Konzernzentrale, jedoch nicht die Namen der Beschuldigten. Grube ist im Vorstand verantwortlich für die Konzernentwicklung und für China, Schick leitet die Kommunikation des Unternehmens.

Die Staatsanwaltschaft bestätigte auf Anfrage von Dow Jones, dass gegen vier Beschuldigte ermittelt werde, nannte jedoch keine Namen. Durchsuchungen seien außerdem bei einer weiteren Person durchgeführt worden, die jedoch nicht zum Kreis der Beschuldigten gehöre. Ob sich der Verdacht gegen die vier Personen erhärte oder ob eventuell noch mehr Personen betroffen seien, könne derzeit noch nicht beurteilt werden. Die Dauer der Untersuchungen sei völlig offen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Rothbauer bezeichnete die Durchsuchung der beiden Privatwohnungen als rechtlich fragwürdig. Man habe daher umgehend eine Beschwerde gegen den Durchsuchungsbeschluss eingelegt. Die Fahnder hätten den Computer seines Mandanten mitgenommen sowie Schriftstücke und einige Ordner beschlagnahmt. Grässlin recherchiere für sein neues Buch teilweise zu heiklen Themen, darunter die Graumarktgeschäfte von DaimlerChrysler, über die in den Medien immer wieder berichtet wird. Rothbauer äußerte die Befürchtung, Grässlins gesammelte Informationen könnten in falsche Kanäle geraten und gegen Grässlin selbst verwendet werden, obwohl die Informationen mit dem Fall des Insiderhandels nichts zu tun hätten.

Im Zusammenhang mit der Untersuchung von Grässlins Privatwohnung habe dieser unter erheblichem Druck gestanden und unter diesem Einfluss den Namen seines Informanten genannt, den er bisher verschwiegen hatte, sagte Rothbauer weiter. Es handele sich dabei nicht um einen Mitarbeiter von DaimlerChrysler, sondern um einen Mittelsmann von außen. Grässlin hatte mit seinen Angaben bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ausgelöst. Rothbauer trat außerdem dem Eindruck entgegen, Russmann gehöre zu den Beschuldigten. »Es gibt vier Verdächtige, aber Russman gehört nicht dazu«, sagte Rothbauer. Für die Durchsuchung von Russmanns Privatwohnung habe es im übrigen nicht einmal einen Durchsuchungsbefehl gegeben.

Von Claudia Wittwer, Dow Jones Newswires

(END) Dow Jones Newswires

September 02, 2005 08:45 ET (12:45 GMT)