Abrüsten statt Aufrüsten, Gesundheit statt Gewalt!

Plädoyer für den Stopp aller Rüstungsexporte und
für den Umbau der Rüstungsindustrie
zugunsten medizintechnischer Produkte
für das Leben und Überleben

Videostatement von Jürgen Grässlin
zum »Virtuellen Ostermarsch 2020«



Abrüsten statt Aufrüsten, Gesundheit statt Gewalt!

Jürgen Grässlin bei virtuellem Ostermarsch
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Liebe Friedensfreund*innen,

mein Name ist Jürgen Grässlin, ich grüße euch im Namen der Kampagne »Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!«, der Deutschen Friedensgesellschaft Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, DFG-VK, und des RüstungsInformationsBüros, RIB e.V., mit dem GLOBAL NET - STOP THE ARMS TRADE.

Angesichts der weltweiten Corona-Pandemie begehen die meisten von uns die diesjährigen Ostermärsche und Osteraktionen im Bündnis »Virtueller Ostermarsch 2020« - mit Redebeiträgen und Musikkonzerten, mit eigenen Aktivitäten.

Viele von uns zeigen ihren Protest gegen Aufrüstung und Militarisierung mit Friedensfahnen, Bannern und selbstgestalteten Schildern an ihren Häusern oder Balkonen. Und sie unterstützen die vielzähligen Friedensaktivitäten vom heimischen Schreibtisch aus - danke dafür!

Wie nie zuvor wird in diesen Tagen bundesweiter und weltweiter Ausgangsbeschränkungen und -verbote offenbar, wie katastrophal sich die Jahrzehnte währenden politischen Fehlsteuerungen auswirken. Heute leben wir in der kranken Welt der Waffen und Militärs, der Hochrüstung und Kriege.

Während ich hier im friedlichen Freiburger Frühling zu Ihnen und zu euch spreche, toben weltweit 27 bewaffnete Konflikte: Allein in Afrika wüten zehn kriegerische Konflikte. Acht Kriege und bewaffnete Konflikte toben im Vorderen und Mittleren Orient, sieben in Asien, jeweils ein Krieg in Lateinamerika und einer in Europa. Das belegen die Recherchen der Friedensforscher*innen von der Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung, AKUF.

Im Syrien-Krieg werden Krankenhäuser, Schulen und Marktplätze bombardiert. Im Jemen werden fast ausschließlich Zivilist*innen Opfer, unter ihnen immer wieder Kinder, analysiert das Kinderhilfswerk »terre des hommes«. Bewusst verdrängt wird vielfach, dass der Krieg im Jemen seitens der Allianz um Saudi-Arabien auch mit deutschen Kriegswaffen geführt wird.

Tausende Menschen, die vor dem Einsatz - auch deutscher Kriegswaffen - fliehen, werden vielfach in völlig überfüllten Flüchtlingslagern an den Außengrenzen der EU eingesperrt. Dort droht in naher Zukunft die Corona-Katastrophe.

Die meisten Menschen in unterentwickelten Ländern leben in einer Welt mit desaströser medizinischer Versorgung. Zudem fehlt es schlichtweg an Nahrungsmitteln. Viele Menschen sind durch Hunger und Armut derart geschwächt, dass sie in den kommenden Wochen und Monaten an COVID-19 erkranken und ums Leben kommen werden.

Schon heute sterben Tag für Tag rund 15.000 Kinder unter fünf Jahren, so die Berechnungen der Vereinten Nationen. 5,6 Millionen Kinder in einem Jahr. Diese dramatische Zahl wird sich mangels ausreichender medizinischer Hilfe in Coronazeiten weiter erhöhen.

Und wie reagieren die Regierungen derjenigen Länder, die über das notwendige Geld verfügen, um die wahren Menschheitsprobleme zu lösen? Sie vergeuden einen vierstelligen Milliardenbeträge für Rüstung und Militär. Sie produzieren und exportieren in nie gekanntem Volumen Waffen für Kriege.

Dies sind schlimmste Verbrechen an der Menschheit!

Tag für Tag werden weltweit rund 5 Milliarden US-Dollar für Rüstung ausgegeben. Das ergibt eine Gesamtsumme von 1822 Milliarden USD im Jahr 2018. Nach ersten Berechnungen stiegen die Weltmilitärausgaben 2019 um weitere vier Prozent. Deutschland rangiert mit einem Etat von 45,1 Mrd. Euro für Rüstung und Militär unter den Top Ten im weltweiten Ranking. Was für eine Schande!

Geld wäre genug da, um die Behebung der wahren Menschheitsprobleme - wie die Bekämpfung des Hungers, der Krankheiten und des Analphabetentums - zu finanzieren.

Der im März 2020 publizierte Fünf-Jahres-Bericht von SIPRI bestätigt die katastrophale Bilanz beim Export von Großwaffensystemen (Kampfflugzeuge, Militärhelikopter, Kriegsschiffe, Kampfpanzer etc.) für den Zeitraum von 2015 bis 2019 (im Vergleich zu 2010 bis 2014) - sowohl weltweit als auch für Deutschland:

Zugleich leben Millionen Menschen in einer Welt mit vielfach schlechter und teilweise katastrophaler medizinischer Versorgung. Auch bei uns fehlt es am Notwendigsten: an Schutzkleidung, an Schutzmasken, an Atemgeräten.

Derweil verschlingt die Aufrüstung Milliardensummen. Zugleich wurden und werden in der industrialisierten Welt Krankenhäuser geschlossen, wurde medizinisches Personal abgebaut.

Jetzt ist die Zeit gekommen für die Umstellung der Rüstungsproduktion - die Rüstungskonversion: Denn was wir brauchen, sind medizintechnische Geräte sowie Wind-, Wasser- und Solaranlagen!

Liebe Friedensfreund*innen!

Das Motto der Stunde lautet: »Abrüsten statt Aufrüsten, Gesundheit statt Gewalt!«

In diesem Sinne bitte ich euch: Setzt euch aktiv dafür ein,...

Viele weitere unterstützenswerte Aktivitäten findet ihr auf den Websites von Netzwerk Friedenskooperative, Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!, DFG-VK, RIB e.V. und vielen weiteren wichtiger Friedensorganisationen.

Ich wünsche euch und euren Familien friedliche und gesunde Ostertage.


Jürgen Grässlin
ist Sprecher der Kampagne »Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!«, Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), Sprecher der Kritischen AktionärInnen Daimler (KAD), Mitbegründer der Kritischen Aktionär*innen Heckler & Koch (KA H&K), Vorsitzender des RüstungsInformationsBüros (RIB e.V.) und Initiator des GLOBAL NET - STOP THE ARMS TRADE (GN-STAT).
Er ist Autor zahlreicher kritischer Sachbücher über Rüstungsexporte sowie Militär- und Wirtschaftspolitik, darunter internationale Bestseller. Grässlin wurde mit bislang zehn Preisen für Frieden, Zivilcourage, Medienarbeit und Menschenrechte ausgezeichnet. Zuletzt wurde er mit dem » GRIMME-Medienpreis« und dem »Marler Medienpreis Menschenrechte« von Amnesty International geehrt.
Kontakt: Tel.: 0049-761-7678208, E-Mail: jg@rib-ev.de, graesslin@dfg-vk.de
Weitere Informationen: siehe www.gn-stat.org, www.rib-ev.de, www.aufschrei-waffenhandel.de, www.dfg-vk.de und www.juergengraesslin.com