Zu Artikel zu DaimlerChrysler und Jürgen E. Schrempp
Berlin/Hamburg - »Aus meiner Sicht hat die Deutsche Bank zumindest ein moralisch fragwürdiges Geschäft vollzogen, als sie noch am Tag der Bekanntgabe des Rücktritts von Konzernchef Jürgen Schrempp 35 Millionen DaimlerChrysler-Aktien Verkaufte«, sagte der Vorsitzende des Dachverbandes kritischer Aktionäre, Jürgen Grässlin, der »Berliner Zeitung«. »Es würde mich nicht wundern, wenn Kopper Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann frühzeitig informiert hätte und die Deutsche Bank daraufhin ihr riesiges Aktienpaket bis Schrempps Rücktrittsverkündung hielt.«
Grässlin sagte, er habe bereits am 16. Juli von dem Daimler-Spediteur Gerhard Schweinle, der selbst mit dem Konzern zerstritten ist, von dem bevorstehenden Abgang Schrempps erfahren. »Sehr vieles spricht dafür, dass eine Reihe von Personen das auch wussten, ich war da noch am Ende der Fahnenstange«, sagte Grässlin. Dadurch seien Insidergeschäften Tür und Tor geöffnet gewesen.
Er selbst habe aber daraus kein Kapital geschlagen, versicherte Grässlin. »Ich besaß damals wie heute nur eine einzige Daimler-Aktie«, sagte er. An die Öffentlichkeit sei er mit seinem Wissen nicht gegangen, weil ihm diese eine Quelle unzureichend erschienen sei, um den Vorgang zu belegen. »Ich selbst hatte aber nie Zweifel an den mir zugegangenen Informationen«, sagte er.
Gegen den DaimlerChrysler-Aufsichtsratschef Kopper ermitteln derzeit Staatsanwälte wegen des Verdachts auf Verstoß gegen Insider-Regeln. Der frühere Vorstandssprecher der Deutschen Bank soll die Information über die Rücktrittsankündigung von Daimler-Chef Jürgen Schrempp im Juli 2005 vorab Deutsche-Bank-Chef Ackermann mitgeteilt zu haben.
Ackermann will Chef bleiben
Ackermann hat unterdessen bekräftigt, dass er sein Amt trotz der Neuauflage des Mannesmann-Prozesses weiter ausüben will. »Ich werde von vielen Seiten ermuntert, durchzuhalten und weiterzumachen. Genau das habe ich vor«, sagte er der »Bild«-Zeitung. Voraussetzung sei ein entsprechendes Angebot des Aufsichtsrates. Er sei nach wie vor überzeugt, nichts unrechtes getan zu haben.
Der Vorstandschef räumte ein, dass ihm die Wiederaufnahme des Verfahrens zusetzt. »Das ist natürlich unangenehm und ich wünsche es niemandem«, wurde er zitiert. Der Vorwurf der Richter am Bundesgerichtshof, er habe »keinen ausreichenden Bezug mehr zur Welt, in der wir leben«, habe ihn getroffen: »Das verletzt mich«, wurde Ackermann zitiert. Das öffentliche Nachdenken von Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Rolf Breuer über einen Nachfolger habe ihn dagegen nicht verletzt: »Herr Breuer hat mich immer unterstützt und er hat dies ja auch in dem betreffendem Interview gesagt«, sagte Ackermann.