Bericht »Vorwurf der Richter verletzt mich«
in manager-magazin.de vom 20.01.2006




»Vorwurf der Richter verletzt mich«

Josef Ackermann will trotz Neuauflage des Mannesmann-Prozesses Chef der Deutschen Bank bleiben. Damit liegt die Entscheidung nun allein beim Aufsichtsrat. Von Ackermanns Vor-Vorgänger im Amt, Hilmar Kopper, forderten Aktionärsschützer heute seinen Rückzug aus dem Kontrollgremiums bei DaimlerChrysler - wegen Insidervorwürfen.

Hamburg/Frankfurt am Main/Berlin - Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat bekräftigt, dass er sein Amt trotz der Neuauflage des Mannesmann-Prozesses weiter ausüben will. »Ich werde von vielen Seiten ermuntert, durchzuhalten und weiterzumachen. Genau das habe ich vor«, sagte Ackermann der »Bild«-Zeitung. Voraussetzung sei ein entsprechendes Angebot des Aufsichtsrates. Er sei nach wie vor überzeugt, nichts Unrechtes getan zu haben.

Der Vorstandschef räumte ein, dass ihm die Wiederaufnahme des Verfahrens zusetzt. »Das ist natürlich unangenehm und ich wünsche es niemandem«, wurde er zitiert. Der Vorwurf der Richter am Bundesgerichtshof, er habe »keinen ausreichenden Bezug mehr zur Welt, in der wir leben«, habe ihn getroffen: »Das verletzt mich«, wurde Ackermann zitiert. Er lade die Richter gern zu sich nach Hause ein. »Dann können sie sehen, wie normal die Familie Ackermann ist«, sagte der 57-Jährige dem Blatt.

Das öffentliche Nachdenken von Deutsche Bank-Aufsichtsratschef Rolf Breuer über einen Nachfolger habe ihn dagegen nicht verletzt: »Herr Breuer hat mich immer unterstützt und er hat dies ja auch in dem betreffendem Interview gesagt«, wurde Ackermann zitiert.

Vertragsverlängerung in 12 Tagen erwartet

Es gilt als wahrscheinlich, dass Breuer bis zur Veröffentlichung der Jahreszahlen 2005 am 2. Februar eine Entscheidung herbeiführen wird. Zahlreiche Politiker hatten parteiübergreifend kurz vor Weihnachten den Rücktritt des Schweizers gefordert, nachdem der Bundesgerichtshof auf eine Neuauflage des Mannesmann-Verfahrens entschieden hatte.

Im Zusammenhang mit den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen den Aufsichtsratschef von DaimlerChrysler, Hilmar Kopper, hat der Vorsitzende des Dachverbandes kritischer Aktionäre, Jürgen Grässlin, unterdessen die Deutsche Bank scharf attackiert.

Grässlin fordert Koppers Rücktritt

Aus seiner Sicht habe die Bank »zumindest ein moralisch fragwürdiges Geschäft« vollzogen, als sie noch am Tag der Bekanntgabe des Rücktritts von Konzernchef Jürgen Schrempp 35 Millionen DaimlerChrysler-Aktien verkaufte, sagte Grässlin der »Berliner Zeitung«. »Es würde mich nicht wundern, wenn Kopper Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann frühzeitig informiert hätte und die Deutsche Bank daraufhin ihr riesiges Aktienpaket bis Schrempps Rücktrittsverkündung hielt«, fügte er hinzu. Kopper war von 1989 bis 1997 Vorstandschef der Deutschen Bank, bis 2002 agierte er als Aufsichtsratschef.

Grässlin will bereits am 16. Juli 2005 von dem Daimler-Spediteur Gerhard Schweinle, der selbst mit dem Konzern zerstritten ist, von dem bevorstehenden Abgang Schrempps erfahren haben. Offenbar hätten eine Reihe von Personen das gewusst, so dass Insidergeschäften »Tür und Tor geöffnet« gewesen seien. Er selbst habe aber daraus kein Kapital geschlagen, weil er damals wie heute nur eine einzige DaimlerChrysler-Aktie besessen habe.

An die Öffentlichkeit sei er mit seinem Wissen nicht gegangen, weil ihm diese eine Quelle unzureichend erschienen sei, um den Vorgang zu belegen. Er habe aber nie Zweifel an den ihm zugegangenen Informationen gehabt. Kopper sei für das Desaster bei DaimlerChrysler verantwortlich, weil er Schrempp immer Rückendeckung gegeben habe. »Mit der nun offensichtlich auch noch vorzeitig erfolgten Information an Ackermann über den bevorstehenden Rücktritt Schrempps hat er das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich fordere ihn vehement zum Rücktritt auf«, sagte Grässlin.

Kopper erklärte gegenüber der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«, er habe sich keinen Gesetzesverstoß vorzuwerfen und kenne die Vorwürfe selbst nur aus den Medien.

manager-magazin.de mit Material von ap, Reuters