GEGENANTRAG Aktionär Jürgen Grässlin
»Gegenantrag zur Nichtentlastung des Vorstands
bei der Aktionärshauptversammlung der Heckler & Koch AG
am 12. Juli 2019«



Aktionär Jürgen Grässlin

Gegenantrag zur Aktionärshauptversammlung
der Heckler & Koch AG am 12. Juli 2019

zu Punkt 3 der Tagesordnung:
»Die Mitglieder des Vorstandes werden nicht entlastet.

Begründung:

»Die Chaostage, die der H&K-Vorstand für 2017 und 2018 verantwortet, haben das Renommee und das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Heckler & Koch AG ins Bodenlose abstürzen lassen.« So lautete die Analyse in einem meiner Gegenanträge für die »Kritischen Aktionär*innen Heckler & Koch« anlässlich der vergangenen Hauptversammlung. Kaum vorstellbar, dass besagte Chaostage in das Katastrophenjahr 2018 münden würden, in dem ein Desaster das nächste jagte.

Das 2018 aufgenommene Fremdkapital belief sich offiziell auf rund 231 Millionen Euro. Allerdings sollen die Gesamtverbindlichkeiten 2018 auf 381,7 Millionen Euro geklettert sein - so der aktuelle Stand im Schuldendesaster (laut WELT.DE vom 26.04.2019). Das Geschäftsjahr 2018 führte die H&K AG laut zahlreicher Medienberichte nahe »an die Pleite«, ein Konkurs des Unternehmens werde immer wahrscheinlicher.

Gemäß Jahresbericht wurde das Finanzdesaster durch zwei Überbrückungskredite über rund 80 Millionen Euro von einem anonymen Großaktionär abgefedert. Andreas Heeschen - oder wer ist dieser Großaktionär? Mit der Beantwortung dieser und weiterer Fragen nach den wahren Besitzern des Unternehmens ließe sich das Transparenzdesaster beheben - was aber offensichtlich nicht gewollt ist.

Eine Folge ist das Aktienkursdesaster. Im Juni 2018 senkte die RatingagenturMoody's die Bewertung des Oberndorfer Waffenbauers von B3 auf Caa1. Damit sank Heckler & Koch »noch tiefer in den Ramschbereich. H&K liegt somit auf dem gleichen Kreditwürdigkeitsniveau wie der Irak«, schrieb DIE WELT (am 29.06.2018). Laut onvista.de sank der H&K-Aktienkurs in einem Jahr um 29,5 %.

In seiner Verzweiflung nahm der Vorstand unter Führung des CEO Jens Bodo Koch im Frühjahr 2019 drastische Eingriffe vor - auf Kosten der Mitarbeiter. So wurde u.a. die Arbeitszeit der Beschäftigten um 2,5 Stunden pro Woche unbezahlt erhöht. Der stellvertretende H&K-Betriebsratsvorsitzende Herr S., der sich dem Arbeitszeitdesaster standhaft entgegenstellte, soll nunmehr gefeuert werden.

Seit Jahren dreht sich das Personalkarussell bei H&K auf Hochtouren. Sogenannte »(Finanz)Experten« werden angeheuert und hochgelobt, um alsbald wieder freigestellt zu werden. Die Liste derer, die freiwillig gingen oder gegangen wurden, ist immens lang. H&K-Chef Norbert Scheuch wurde freigestellt, nachdem er u.a. dem SWR ein offenes Interview gegeben hatte. Das Personaldesaster gipfelt nunmehr in der Entlassung des Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter John, der die Kritischen Aktionär*innen H&K jederzeit korrekt behandelt und die Grüne-Länder-Strategie offensiv vertreten hat.

Ersetzt wird John nunmehr durch den Ex-Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat. Dessen primäre Aufgabe scheint zu sein, das existenzgefährdende Beschaffungsdesaster mittels seiner intensiven Kontakte bis in die Beschaffungsebene des BMVg zu beheben. Denn noch immer nicht wurde H&K der Nachfolgeauftrag für das G36-Gewehr zugesprochen - was zum derzeitigen Kommunikationsdesaster mit der Hardthöhe führte. So wurde Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen seitens H&K vorgeworfen, keine sachkundige und faire Auswahl für das G36-Nachfolgemodell vorzunehmen.

Weiterhin leidet H&K unter einem ebenso verfehlten wie widerrechtlichen Rüstungsexportdesaster vergangener Jahre. Die Spitze dieses gewaltigen Eisberges ist die Verurteilung seitens des Landgerichts Stuttgart im Strafverfahren ab Mai 2018. Im Februar 2019 wurden das Unternehmen - nach meinen erfolgreichen Strafanzeigen und denen meines Rechtsanwaltes Holger Rothbauer - zu 3,7 Mio. Euro Strafe verurteilt. Zwei vormalige Mitarbeiter erhielten Bewährungsstrafen wegen des illegalen Exports Abertausender Sturmgewehre, Maschinenpistolen und Zubehör in verbotene Unruheprovinzen Mexikos. H&K geht in Revision, das Justizdesaster zieht sich hin und mündet letztlich in ein weltweites Renommeedesaster - Medien berichteten national wie international umfassend.

All diese Fehlsteuerungen und Fehlentwicklungen sind das Ergebnis eines fundamentalen Strategiedesasters. Denn für ein weiteres Jahr hat es die H&K-Geschäftsführung versäumt, die Weichen hin zur Rüstungskonversion, der Umstellung auf eine sinnvolle nachhaltige Fertigung, zu stellen. Stattdessen wird mit H&K-Waffen weiter weltweit tausendfach gemordet.

Wir bitten die Aktionärinnen und Aktionäre der H&K AG: Schließen Sie sich unseren Gegenanträgen an und übertragen Sie Ihre Stimmrechte auf die »Kritischen Aktionär*innen Heckler & Koch«, an denen sich neben der Kampagne »Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!« zahlreiche Organisationen beteiligen (DFG-VK, Ohne Rüstung leben, pax christi, urgewald, GLOBAL NET - STOP THE ARMS TRADE etc.).

KONTAKT: cc RüstungsInformationsBüro, RIB e.V., Stühlingerstr. 7, 79106 Freiburg, (www.rib-ev.de) oder Dachverband der Kritischen AktionärInnen in Köln, (www.kritischeaktionaere.de).«

Siehe: https://www.heckler-koch.com/de/ir/ir-mitteilungen.html