Gegenanträge des Aktionärs Jürgen Grässlin
zur 100. ordentlichen Hauptversammlung der
DaimlerChrysler AG am 22. Mai 1996 in Berlin


Zu Anträge, Artikel, Presseerklärungen und Redebeiträge
zu Hauptversammlungen der DaimlerChrysler AG
und Daimler-Benz AG

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Gegenanträge des Aktionärs Jürgen Grässlin
zur 100. ordentlichen Hauptversammlung der
Daimler-Benz AG am 22. Mai 1996 in Stuttgart


Gegenantrag 1:

»Der Vorstand der Daimler-Benz AG wird nicht entlastet.

Begründung:

Die 100. Hauptversammlung offenbart einen desolaten Zustand des Gesamtkonzerns, das Geschäftsjahr 1995 wird als bislang schlimmstes Katastrophenjahr in die Konzerngeschichte eingehen. Die Ausführungen des vorigen Vorstandsvorsitzenden Edzard Reuter auf der Hauptversammlung 1995 einer »außerordentlich zufriedenstellenden Verbesserung« haben sich als offensichtlich falsche Aussagen und Täuschung der Aktionäre erwiesen. Die permanenten Negativschlagzeilen (bevorstehende Schließung von Dasa-Werken, AEG-Auflösung, Fokker-Konkurs, Massenentlassungen und desaströse Gesamtbilanz) sind Ausdruck einer grundlegend verfehlten Geschäftspolitik des gesamten Daimler-Vorstands. Dagegen wurden konstruktive Anträge und Konzepte des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen Daimler-Benz ignoriert.«


Gegenantrag 2:

»Vorstand und Aufsichtsrat der Daimler-Benz AG werden nicht entlastet.

Begründung:

Die Dasa ist einer der führenden Landminenproduzenten Deutschlands. Die »Saat des Teufels« verursacht in über 65 Ländern die Verstümmelung und den Tod von rund 10.000 Menschen jährlich. Daimler-Benz versucht durch Unternehmensbeteiligungen (RTG in Unterhaching) oder Joint Ventures (Gründung der TDA mit Thomson-CSF) den Eindruck eines Landminenproduzenten zu vermeiden. Zudem werden, laut Publikationen des Rüstungs-Informationsbüro Baden-Württemberg (RIB, Postfach 5261, 79019 Freiburg), im Dasa-Werk Schrobenhausen Landminen produziert. Vielzählige Opfer von Panzerabwehrminen dokumentieren deren Gefährlichkeit (Explosionen von Zivilfahrzeugen, Blindgänger) Zur Lösung des globalen Landminenproblems muß auch auf die Produktion von Panzerabwehrminen verzichtet werden.«


Stellungnahme der Verwaltung:

[pauschal für alle Gegenanträge; Anm. JG]

Über die Situation des Unternehmen wurde in der Hauptversammlung am 24.05.1995 auf der Basis der zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Informationen umfassend berichtet. Nachdem sich herausgestellt hatte, daß mit einer dauerhaften Aufwertung der D-Mark gegenüber dem US-Dollar und wichtigen europäischen Währungen gerechnet werden mußte, hat der Vorstand umfangreiche Maßnahmen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und Ertragskraft des Konzerns eingeleitet. Über die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf das Jahresergebnis 1995 wurde die Öffentlichkeit zum frühest möglichen Zeitpunkt informiert. Die eingereichten Anträge, die dies in Frage stellen, haben daher keine sachliche Grundlage.

Welche Umstände den Vorstand veranlaßt haben, die im Mai des Jahres 1995 abgegebene Einschätzung der Ertragsentwicklung zu revidieren, die Aktivitäten des Konzerns einer grundsätzlichen Überprüfung zu unterziehen und einschneidende Maßnahmen zur Neuordung des Konzernportfolios in die Wege zu leiten, wird im Geschäftsbericht über das Jahr 1995 ausführlich erörtert.

Der Aufsichtsrat hat die Entwicklung des Unternehmens zu jeder Zeit kritisch begleitet und seine Aufgaben in vollem Umfang wahrgenommen.

Die Gegenanträge, welche sich im wesentlichen auf ökologische Fragestellungen und die Tätigkeit von Daimler-Benz im Bereich Verteidigungstechnik beziehen, wurden in ähnlicher Form schon auf den Hauptversammlungen des Unternehmens der letzten Jahre diskutiert, ohne daß es den Antragstellern gelungen wäre, eine größere Zahl weiterer Aktionäre für ihre Anträge zu gewinnen. Die Verwaltung hat sich in den zurückliegenden Hauptversammlungen sowie in verschiedenen Publikationen mehrfach zu diesen Themengebieten geäußert und dabei ihren Standpunkt unmißverständlich zum Ausdruck gebracht.

Darüber hinaus wird der Vorstand dazu, wie auch zu den übrigen angesprochenen Themen, im Rahmen der Hauptversammlung am 22.05.1996 Stellung nehmen.

Die Verwaltung hält an ihren Vorschlägen zur Tagesordnung fest

Stuttgart-Möhringen, im April 1996

Daimler-Benz Aktiengesellschaft
Der Vorstand