Gegenanträge der AktionärInnen Eva Grässlin und
Jürgen Grässlin zur 101. ordentlichen Hauptversammlung der
Daimler-Benz AG am 28. Mai 1997 in Stuttgart


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Gegenantrag der Aktionärin Eva Grässlin
zur 101. ordentlichen Hauptversammlung der
Daimler-Benz AG am 28. Mai 1997 in Stuttgart

Gegenantrag:

»Die Hauptversammlung widerspricht dem Vorschlag über die Verwendung des Bilanzgewinns.

Aus dem Bilanzgewinn werden finanzielle Mittel in Höhe von 100 Millionen DM - das entspricht dem Umsatz der Daimler-Benz Aerospace (Dasa) des PARM 1-Auftrags an die Bundeswehr - für folgenden Zweck eingesetzt Die Daimler-Benz AG unterstützt den Fonds der Menschenrechtsorganisation medico international zur Räumung von Landminen und zur Rehabilitation von Minenopfern in Angola (medico international, Spendenkonto 1800 Frankfurter Sparkasse, BLZ 500 502 01, Stichwort »Minenopfer Angola«).

Begründung:

In über 60 Ländern liegen rund 300 Millionen Landminen. Diese töten jeden Monat 800 Menschen. Weltweit werden zweieinhalb Mal mehr neue Minen verlegt als alte geräumt. Laut Dr. Wolfgang Menzel, Minenexperte des Rüstungs-Informationsbüro Baden-Württemberg (RIB, Postfach 5261,79019 Freiburg), ist die Dasa seit Jahren an der Landminenentwicklung und -fertigung beteiligt. Die Produktion der Panzerabwehrrichtmine PARM 1 behindert die Durchsetzung eines weltweiten Landminenverbots massiv. Die Hersteller billiger Antipersonenminen, beispielsweise in China, begründen die Fortsetzung ihrer Minenproduktion mit der Fertigung gewinnträchtiger High-Tech-Minen in Industrieländern.«


Gegenanträge des Aktionärs Jürgen Grässlin
zur 101. ordentlichen Hauptversammlung der
Daimler-Benz AG am 28. Mai 1997 in Stuttgart

Gegenantrag 1:

»Der Vorstand wird nicht entlastet.

Begründung:

Den Erfolgen des Geschäftsjahrs 1996 (effizientere Konzernstruktur, Profitabilität von Geschäftsbereichen, Verkaufszuwächse im Automobilbereich etc.) stehen eine Vielzahl bedenklicher Vorfälle und Entwicklungen gegenüber: Hierzu zählen der folgenschwere Streit um den Vorstandsvorsitz (der zum Ausscheiden des renommierten Mercedes-Vorsitzenden führte), das arbeitsplatzvernichtende Dolores-Programm, das Bemühen um die Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sowie die einseitige Orientierung am Shareholder Value. Die vielfältigen negativen Folgen dieser Geschäftspolitik sind offensichtlich. Der Vorstand lässt nur unzureichende Bemühungen erkennen betriebliche Sozialstandards zu sichern, den Rüstungsanteil stetig zu reduzieren (Produktionsverzicht Landminen, Eurofighter etc.) und innovative Mobilitätsprodukte (Ökoauto etc.) zu produzieren.«

Gegenantrag 2:

»Der Vorstand und der Aufsichtsrat werden nicht entlastet.

Begründung:

Vorstand und Aufsichtsrat sind mit ihrer Geschäftspolitik gescheitert, Rüstung als Kernbereich zu definieren. Nur mittels einer massiven Dasa-Lobbypolitik ist es vorerst gelungen den dringend gebotenen Ausstieg der Bundesregierung aus dem Projekt des Jagdflugzeugs und Kampfbombers »Eurofighter 2000« zu verhindern. Die Dasa hängt am Subventionstropf des Bundesverteidigungsministeriums. Die militärische Luftfahrt fahrt ist innovationshemmend und schafft vergleichsweise wenig Arbeitsplätze. Erneut hat die Konzernführung versäumt sinnvolle Zivilarbeitsplätze zu schaffen (Rüstungskonversion). Fehlende Umstellungskonzepte führten zur Entlassung weiterer zweitausend Dasa-Beschäftigter. Kontakte zu British Aerospace lassen den Verkauf von Flugzeugwerken und erneuten Arbeitsplatzabbau befürchten.«


Stellungnahme der Verwaltung:

[pauschal für alle Gegenanträge; Anm. JG]

Die vorliegenden Gegenanträge beziehen sich größtenteils auf Themengebiete, die in zurückliegenden Hauptversammlungen schon mehrfach diskutiert wurden. Den Antragstellern ist es dabei nicht gelungen, eine nennenswerte Zahl von Aktionären für ihre Anträge zu gewinnen. Insbesondere im Hinblick auf die Themen Ökologie und Verteidigungstechnik, die immer wieder aufs neue Gegenstand inhaltlich ähnlicher Gegenanträge waren, hat der Vorstand seinen Standpunkt bereits mehrfach und unmißverständlich dargestellt.

Die Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen (sog. »stock options«) an das TOP-Management sowie deren Ausgestaltung hat die Hauptversammlung am 22. Mai 1996 mit großer Mehrheit gebilligt. Die Gründe, die für eine Ausweitung dieses Instruments auf Führungskräfte der zweiten Ebene sprechen, hat der Vorstand im Rahmen des Berichts zu Punkt 7 der Tagesordnung zur Hauptversammlung am 28. Mai 1997 dargelegt.
Die Unterstützung demokratisch legitimierter politischer Parteien sehen wir als gesellschaftspolitische Verpflichtung eines Unternehmens in der Größenordnung der Daimler-Benz AG.
Der Vorstand wird dazu, wie auch zu allen anderen Themen, die von den Antragstellern angesprochen wurden, in der Hauptversammlung am 28. Mai 1997 nochmals detailliert Stellung nehmen.

Die Verwaltung hält an ihren Beschlußvorschlägen zur Tagesordnung fest.

Stuttgart-Möhringen, im April 1997

Daimler-Benz Aktiengesellschaft
Der Vorstand