Gegenantrag der Aktionärin Eva Grässlin
zur 15. außerordentlichen Hauptversammlung der
Daimler-Benz AG am 18. September 1998 in Stuttgart
Gegenantrag:
»Die Zustimmung zum Verschmelzungsvertrag zwischen der DaimlerChrysler Aktiengesellschaft, Stuttgart, als übernehmender und der Daimler-Benz AG, Stuttgart, als übertragender Gesellschaft wird versagt.
Begründung:
Die Fusion bremst die ehedem unzureichenden Bemühungen um die Ökologisierung der Daimler-Produktpalette. Schon heute rangiert Mercedes beim Flottenverbrauch seiner Fahrzeuge mit 10,8 Litern auf 100 Kilometer hinter den Konkurrenzunternehmen BMW und Audi. Diese Negativbilanz wird durch den Flottenverbrauch der Chrysler Automobile (in Deutschland 11,9 Liter) weiter verschlechtert. Auch in absoluten Zahlen wird der Gesamtschadstoffausstoß der DaimlerChrysler-Fahrzeugflotte erneut steigen. Der Firmenzusammenschluß bringt keinerlei Vorzüge bei der technischen Entwicklung der Brennstoffzelle. Chrysler fehlt entsprechendes Know-how. Die aus Sicht der Kritischen AktionärInnen Daimler-Benz notwendige Stärkung des Bus- und Bahnbereichs bei Evobus und Adtranz unterbleibt.«
Gegenantrag des Aktionärs Jürgen
Grässlin
zur 15. außerordentlichen Hauptversammlung der
Daimler-Benz AG am 18. September 1998 in Stuttgart
Gegenantrag:
»Der Zusammenschluß der Daimler-Benz Aktiengesellschaft, Stuttgart, und der Chrysler Corporation, Auburn Hills, wird aufgrund schwerwiegender Bedenken abgelehnt
Begründung:
Der Daimler-Vorstand hat den Aktionären einseitig die Vorzüge der Fusion aufgezeigt, die Fragen bezüglich der immensen Gefahren jedoch unzureichend beantwortet. Diese bestehen unter anderem in massiven Problemen beim Aufeinandertreffen höchst unterschiedlicher Firmenkulturen, der drohenden Arbeitsplatzvernichtung in bestimmten Unternehmensbereichen sowie der Fortführung von Rüstungsproduktion und inhumanen Waffenexporten. Angesichts der zu erwartenden überproportionalen Verdienstzuwächse der Führungsebene bei gleichzeitig forcierten Rationalisierungsmaßnahmen ist aus Sicht der Kritischen AktionärInnen Daimler-Benz keinesfalls auszuschließen, daß es in den nächsten Jahren zu beträchtlichen sozialen Spannungen und Streiks kommt, die auch das Unternehmensergebnis negativ beeinflussen. Siebzig Prozent aller Fusionen haben bislang die gewünschten Ziele verfehlt.«
Stellungnahme der Verwaltung:
[pauschal für alle Gegenanträge; Anm. JG]
In der Begründung der Gegenanträge von
Frau Grässlin, Herrn Russmann und Herrn Dr. Wolf werden Themen angesprochen, die
allenfalls in mittelbarem Zusammenhang mit dem geplanten Unternehmenszusammenschluß
stehen und in den zurückliegenden Hauptversammlungen schon umfassend diskutiert wurden.
Durch den Zusammenschluß mit Chrysler wird sich die Position des Unternehmens
hinsichtlich der Themenbereiche Verteidigungstechnik und Ökologie, die wir bereits
mehrfach und unmißverständlich dargelegt haben, nicht grundsätzlich verändern. Das
Potential des Unternehmens zur Erforschung und Entwicklung umweltfreundlicher Technologien
und Produkte wird durch die Verbindung mit Chrysler weiter gestärkt.
Das Aufeinandertreffen verschiedener Unternehmenskulten ist aus unserer Sicht zwar mit
Risiken, aber auch mit erheblichen Chancen verbunden. Denn gerade aus der Vielfalt der
Kulturen, der Standpunkte und der individuellen Erfahrungen entstehen neue Kräfte und
Ideen.
Die Gefahr der Arbeitsplatzvernichtung, auf die die Herren Grässlin und Russmann
hinweisen, besteht nicht. Aus Anlaß des Zusammenschlusses wird es keinen
Arbeitsplatzabbau geben. DaimlerChrysler entsteht durch die Verbindung von zwei gesunden
Unternehmen; es ist ein Zusammenschluß der Stärke, nicht der Rationalisierung. Durch die
Nutzung von Synergien entlang der gesamten Wertschöpfungskette werden die Produkte von
DaimlerChrysler noch wettbewerbsfähiger. Dadurch verbessern sich die Absatzchancen, so
daß die Arbeitsplätze tendenziell eher sicherer werden.
Stuttgart-Möhringen, im August 1998
Daimler-Benz Aktiengesellschaft
Der Vorstand