Gegenantrag der Aktionärin Eva
Grässlin
zur 1. ordentlichen Hauptversammlung der
DaimlerChrysler AG am 18. Mai 1999 in Berlin
Gegenantrag:
»Der Vorstand wird nicht entlastet.
Begründung:
DaimlerChrysler ist deutsch-amerikanisch. Die amerikanische Regierung bezeichnet eine von unserem Unternehmen hergestellte Kriegswaffe als Anti-Personenmine (Zweites Deutsches Fernsehen, 7. März 1999). Laut Dachverband Kritischer AktionärInnen DaimlerChrysler, Sophienstr. 19, 70178 Stuttgart, handelt es sich dabei um »Multi-Splitter-Wirkkörper mit passivem Sensor-/Zündsystem Muspa«. Die Konzernleitung hält dennoch weiterhin an Muspa fest, womit alle Bemühungen um ein internationales Landminenverbot konterkariert werden. Entgegen der wiederholten Beteuerungen von Herrn Schrempp hält die Konzernleitung an der Landminenproduktion fest und ignoriert somit die zahlreichen Proteste gegen DaimlerChrysler als Hersteller von Anti-Personenminen gemäß US-Definition.«
Gegenanträge des Aktionärs Jürgen
Grässlin
zur 1. ordentlichen Hauptversammlung der
DaimlerChrysler AG am 18. Mai 1999 in Berlin
Gegenantrag 1:
»Der Vorstand wird nicht entlastet.
Begründung:
Mit der Amerikanisierung der Vorstandsgehälter übernimmt die DaimlerChrysler AG eine in der deutschen Konzernlandschaft einmalige negative Vorreiterrolle. Wer - wie Jürgen E. Schrempp - Gehaltsforderungen der Industriegewerkschaft Metall für die DaimlerChrysler-Beschäftigten als »das falsche Signal« bezeichnet und die Tarifabschlüsse als zu hoch kritisiert, macht sich unglaubwürdig, wenn er zugleich eine Vervielfachung des eigenen Einkommens durchsetzt. Im Falle der Versteuerung überdimensionierter Vorstandsgehälter im Ausland würden unsere Vorstände dem deutschen Staat dringend benötigte Steuergelder vorenthalten, beispielsweise zum Erhalt des Kranken- und Bildungssystems. »Operation Moneymaking« ist geglückt - zum Schaden der eigenen Glaubwürdigkeit und auf Kosten des Ruf unseres Unternehmens.«
Gegenantrag 2:
»Der Aufsichtsrat wird nicht entlastet.
Begründung:
Die Regelung der Bundesregierung einer Doppelversteuerung von Auslandsgewinnen könnte den DaimlerChrysler-Konzern rund 180 Millionen DM gut ein Prozent des Operating Profit und weniger als 0,1 Prozent des Umsatzes - kosten. Dennoch hat Finanzvorstand Manfred Gentz völlig überzogen mit Arbeitsplatzabbau sowie der Auslandsverlagerung des Firmensitzes gedroht und damit den Standort Deutschland schlechtgeredet. Gentz Versuch massiver Einflussnahme auf die Regierungspolitik hat seinen Ruf als »Steuerschotte der Nation« nachhaltig verstärkt. Trotz Rekordgewinnen bleibt das Steuervolumen via Verlustvortrag seit 1995 beschämend gering, DaimlerChrysler wird seiner gesamtgesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht. Mit seiner stillschweigenden Akzeptanz der Gentzschen Fehlsteuerung versäumt der Aufsichtsrat seine Kontrollpflichten.«
Stellungnahme der Verwaltung:
[zu allen Anträgen; Anm. JG]
Die vorliegenden Gegenanträge beziehen sich teilweise auf Themengebiete, die von denselben Aktionärinnen und Aktionären in ähnlicher Form bereits in zurückliegenden Hauptversammlungen der Daimler-Benz AG angesprochen wurden. Insbesondere die Themen Ökologie und Verteidigungstechnik wurden bereits mehrfach und ausführlich diskutiert. Den Antragstellern ist es dabei nicht gelungen, eine nennenswerte Anzahl von Aktionären für ihre Anträge zu gewinnen. Die Position der DaimlerChrysler AG zu diesen Themen ist unverändert. Wir bekennen uns zu unserer Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft. Unsere Maßnahmen zum Schutz der Umwelt umfassen das gesamte Produktangebot des Unternehmens, das nicht nur ein breites Spektrum an Personenwagen und Nutzfahrzeugen, sondern auch weitere Produkte und Dienstleistungen beinhaltet. Unser Ziel ist es, die Summe aller Umwelt- und Klimabelastungen, die mit der Entwicklung, der Produktion, dem Betrieb und dem Recycling unserer Produkte verbunden sind, kontinuierlich zu verringern. Durch den Zusammenschluß von Daimler-Benz und Chrysler zur DaimlerChrysler AG sind zusätzliche Potentiale zur Erforschung und Entwicklung um weltfreundlicher Technologien und Produkte entstanden.
In der Diskussion, die der Vorstand im Zusammenhang mit der Steuerreform in Deutschland mit der Bundesregierung geführt hat, wurden die Nachteile aufgezeigt, die sich bei der künftigen teilweise doppelten Besteuerung von Auslandsdividenden für deutsche Unternehmen ergeben. DaimlerChrysler hat zu keiner Zeit mit »Arbeitsplatzabbau« in Deutschland, geschweige denn mit der Verlagerung des Firmensitzes gedroht. Uns geht es vielmehr darum, gegenüber der Politik in einer sachlichen Diskussion mögliche negative Auswirkungen auf den Standort Deutschland, zu den wir unverändert stehen, aufzuzeigen. DaimlerChrysler stellt sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung in allen Regionen, in denen das Unternehmen tätig ist. Unsere besondere Verantwortung gegenüber dem Standort Deutschland belegt nicht zuletzt auch die Tatsache, daß wir im Jahr 1998 in Deutschland 7.800 neue Arbeitsplätze geschaffen haben. Was die zur Vergütung in der außerordentlichen Hauptversammlung der alten Daimler-Benz AG gemachten Ausführungen angeht, ist festzuhalten, daß danach in 1998 keine Veränderung des Vergütungssystems erfolgt ist. Das für das Jahr 1999 vorgesehene, neue Vergütungssystem wird in der Hauptversammlung erläutert werden. Der amtierende Aufsichtsrat der neu gegründeten DaimlerChrysler AG wurde erst im Dezember letzten Jahres per Gerichtsbeschluß vervollständigt. Er stellt sich wie in derartigen Fällen üblich - auf der Hauptversammlung im Mai 1999 der Wahl der Anteilseigner. Ein Vorziehen dieser Wahl wäre nur im Rahmen einer weiteren außerordentlichen Hauptversammlung mit hierfür nicht vertretbarem Aufwand möglich gewesen.
Eine detaillierte Erörterung der von den Antragstellern angesprochnen Themen bleibt der Hauptversammlung vorbehalten.
Die Verwaltung hält an ihren Beschlußvorschlägen zur Tagesordnung fest.
Stuttgart-Möhringen, April 1999
DaimlerChrysler AG
Der Vorstand