Zeitungsbericht »Staatsanwaltschaft stellt
Insider-Ermittlungen bei Daimler ein«
in Handelsblatt vom 29.03.2006



Spätfolgen von Schrempp-Rücktritt

Staatsanwaltschaft stellt Insider-Ermittlungen bei Daimler ein

Sieben Monate nach Beginn der Ermittlungen wegen des Verdachts des illegalen Insiderhandels mit Aktien des Daimler-Konzerns hat die Staatsanwaltschaft ihre Untersuchungen ergebnislos abgebrochen.

hz FRANKFURT. Wie eine Sprecherin der Stuttgarter Staatsanwaltschaft am Dienstag sagte, seien die Ermittlungen komplett eingestellt worden. Neben dem Buchautor und Daimler-Kritiker Jürgen Grässlin haben sich damit laut mit der Ermittlung vertrauten Kreisen auch die Vorwürfe gegen den Spediteur Gerhard Schweinle nicht erhärtet. Dass auch gegen Schweinle ermittelt wurde, hatten die Ermittler aus Gründen des Persönlichkeitschutzes nie bestätigt. Auf Schweinles Informationen beruhten nach Handelsblatt-Informationen die von Grässlin vorgetragenen Vorwürfe, auf Grund derer die Staatsanwaltschaft gegen zwei hochrangige Daimler-Manager zu ermitteln begann.

Grässlin hatte behauptet, von dem Rückzug von Ex-Daimler-Chef Jürgen Schrempp vorab informiert gewesen zu sein und Kenntnis darüber zu haben, dass zwei Daimler-Manager Insidergeschäfte getätigt hätten. Entsprechende Untersuchungen der Staatsanwaltschaft gegen die Daimler-Mitarbeiter waren allerdings bereits im November eingestellt worden. Die Bekanntgabe des überraschenden Wechsels von Jürgen Schrempp auf Dieter Zetsche an der Spitze des Konzerns hatte den Daimler-Aktienkurs binnen Minuten um 10 Prozent in die Höhe getrieben.

Die Ermittler hatten im Zuge der Untersuchung auch die Privaträume von Grässlin sowie die Wohnung des Spediteurs Schweinle durchsucht, weil sie wissen wollten, wer die Quelle für die Anschuldigungen war. Zudem wurde überprüft, ob die beiden Daimler-Kritiker selbst Vorteil aus ihren Informationen gezogen hatten. Die Ermittler fanden aber keine Anhaltspunkte dafür, dass Grässlin, der dem Dachverband der kritischen Daimler-Aktionäre vorsteht, und Schweinle aus ihrem angeblichen Wissen über den bevorstehenden Rückzug von Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp im Juli 2005 finanziell Kapital geschlagen haben.

Grässlin und Schweinle droht damit höchstens noch eine Geldbuße, da die Staatsanwaltschaft die Akten an die Finanzaufsichtsbehörde BaFin weiterleitete. Dort werde nun geprüft, ob eine Ordnungswidrigkeit vorliege, die mit einem Bußgeld von bis zu 100.000 Euro geahndet werden könne.

Damit ist lediglich noch ein Verfahren gegen Daimler-Aufsichtsrat Hilmar Kopper offen, der im Verdacht steht, die Deutsche Bank vorab über den Wechsel informiert zu haben. Gegen das Bankhaus selbst wird jedoch nicht ermittelt.