Litef und Fraunhofer-Forscher machen Umsatz mit Wehrtechnik.
[Foto Litef]
Auch im Eurofighter-Kampfflugzeug (oben) kommen Sensorpakete von Litef für das Flugregelsystem zum Einsatz. Zusammengebaut werden sie in der Lörracher Straße 18 (unten). Foto: DDP/Michael Bamberger
Auch in Freiburg wird für die Rüstung produziert und geforscht – und insofern ist auch die hiesige Wirtschaft Nutznießerin des weltweiten Booms beim Waffenhandel. Deutschland hat innerhalb der vergangenen fünf Jahre seine Waffenexporte verdoppelt und ist nach den USA und Russland mit elf Prozent Weltmarktanteil drittgrößter Lieferant von Rüstungsgütern, wie die BZ vergangene Woche berichtete. Profit mit entsprechenden Produkten macht in Freiburg insbesondere die Firma Litef. In der Forschung für militärische Zwecke sind Freiburger Fraunhofer-Institute tätig.
Wenig auskunftsfreudig zeigt sich die Unternehmensleitung der Northrop Grumman Litef GmbH in der Lörracher Straße 18, wenn es um den Beitrag des Betriebs für den Markt mit Kriegsgeräten geht. Man verfüge nicht über eine Pressestelle und daher könnten entsprechende Anfragen nur mit längerer Vorlaufzeit bearbeitet werden, wurde der BZ mitgeteilt. Bestätigen wollte man lediglich, dass derzeit mehr als 700 Menschen bei Litef in Freiburg in Lohn und Brot sind. Die Gesamtfläche des Standortes beträgt inklusive aller Büro-, Labor-, Produktions- und Lagerräume knapp 19 000 Quadratmeter.
Litef wurde 1961 vom US-amerikanischen Litton-Konzern gegründet – quasi als Gegenleistung für den Kauf von Starfighter-Kampfflugzeugen durch die Bundesrepublik. Eingefädelt hatte dies der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß. In Freiburg wurden die passenden Navigationssysteme hergestellt. Dies ist bis heute das Kerngeschäft von Litef. In Freiburg werden Komponenten gebaut, mit denen sich Schiffe, Landfahrzeuge und Fluggeräte im Raum orientieren können. Diese Komponenten können sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke eingesetzt werden.
Wie groß der Militäranteil derzeit ist, sagt Litef nicht. Auch wohin die Bauteile genau gehen, wird der Öffentlichkeit nicht auf dem Silbertablett serviert. Im Internet nachzulesen ist indes, dass Litef-Produkte unter anderem in Eurofighter-Kampfjets, in Leopard-Kampfpanzern, Fuchs-Spürpanzern sowie Kriegsschiffen verschiedener Größen, U-Booten und Torpedos zum Einsatz kommen.
Litef gehört seit 2001 zum US- amerikanischen Rüstungsunternehmen Northrop Grumman. Der Konzern mit weltweit mehr als 120 000 Beschäftigten setzte zuletzt etwa 25 Milliarden US-Dollar mit Waffen um (2007) und fertigt für das US-Militär unter anderem den B2-Tarnkappenbomber und die die atomgetriebenen Flugzeugträger der Nimitz-Klasse.
Kritik von Gegnern der Rüstungsindustrie
Der Friedensaktivist Jürgen Grässlin, der sich unter anderem als Vorsitzender der Rüstungsinformationsbüros Freiburg mit dem Thema befasst, bezeichnete Litef kürzlich in einem Interview mit dem Online-Magazin Fudder als »Freiburgs tödlichstes Unternehmen«. Gegenüber der BZ warf er Litef vor, dass die Navigationsgeräte aus Freiburg unter anderem im Irak und Afghanistan sowie in Saudi-Arabien zum Einsatz kämen, wo die Menschenrechtssituation sehr schlecht sei. Litef wollte dies weder bestätigen noch dementieren. Laut Grässlin macht Litef die Hälfte des Umsatzes im Militärbereich.
In militärischem Auftrag geforscht wird in Freiburg an den Fraunhofer-Instituten für Kurzzeitdynamik (EMI; 210 Mitarbeiter, 18 Millionen Euro Jahresbudget) und für angewandte Festkörperphysik (IAF; 240 Mitarbeiter, 26 Millionen Euro Jahresbudget). »Wir entwickeln aber keine Waffen, sondern defensive Techniken, die auch zivil genutzt werden können«, so IAF-Sprecher Harald Müller. Die Hälfte des IAF-Budgets komme vom Bundesverteidigungsministerium.
http://www.badische-zeitung.de/freiburg/freiburgs-beitrag-zum-waffenexport--28657442.htmlhttp://www.badische-zeitung.de/freiburg/freiburgs-beitrag-zum-waffenexport--28657442.html