Aus der Redaktion des Holsteinischen Couriers
Der Buchautor Jürgen Grässlin referierte in der Buchhandlung Krauskopf – und nahm dabei kein Blatt vor den Mund.
[Foto] Hanna Kiebach (66) gehörte in der Buchhandlung Krauskopf am Großflecken zu den rund 60 Besuchern, die sich den Vortrag des Rüstungsexperten und Autors Jürgen Grässlin anhörten. Foto: Voiges
Neumünster | Das war wahrhaftig keine leichte Kost, die der Autor und Waffenexperte Jürgen Grässlin am Freitagabend in seinem Vortrag »Wer Waffen sät, wird Flüchtlinge ernten« in der Buchhandlung Krauskopf auf den Tisch brachte. Knapp 80 Minuten lang legte der überzeugte Friedensaktivist den rund 60 aufmerksamen Zuhörern seine Sicht über die Verflechtungen zwischen Wirtschaft, Politik und der Waffen-Lobby sowie den Zusammenhang mit den Kriegsflüchtlingen dar.
Der 58-jährige Baden-Württemberger zeigte dazu politische Entscheidungen zu deutschen Waffenexporten in praktisch alle Kriegsgebiete der Welt auf, mit denen seiner Meinung nach massive Verstöße gegen das Grundgesetz einhergehen. »In einer repräsentativen Umfrage haben sich 83 Prozent der Deutschen für den sofortigen Stopp von Waffenexporten ausgesprochen. Doch real erfolgte in den Jahren 2013 bis 2015 eine Vervierfachung der Ausfuhr von militärischem Material. Damit setzt sich die Regierung schamlos über den Willen ihrer Wähler hinweg. Durch Sondergenehmigungen wird die gesetzliche Ausnahme zur Regel gemacht. Dies bedeutet ein Aushebeln der Demokratie. Dagegen gilt es sich zur Wehr zu setzen«, erklärte er.
Zahlreiche Daten und Fakten lieferte der streitbare Sprecher vieler Initiativen, darunter die Kampagne »Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel« und die Kritischen Aktionäre Daimler (KAD), seinen teils ungläubig staunenden Zuhörern. »Alle 13 Minuten stirbt ein Mensch durch ein Gewehr von Heckler & Koch«, erläuterte Grässlin seine Berechnungen, die auf intensiven Recherchen und 30-jähriger Erfahrung fußten. Bisher seien so zwei Millionen Menschen ums Leben gekommen. »Damit ist dieses deutsche Rüstungsunternehmen das tödlichste Unternehmen Europas«, lautete sein Fazit.
Jürgen Grässlin nahm weder bei seinen Ausführungen noch in der anschließenden, lebhaften Diskussion ein Blatt vor den Mund. Präzise benannte er Ross und Reiter, stellte Zusammenhänge her und wurde nicht müde, für die aktive Beteiligung eines jeden an Anti-Kriegs-Aktionen zu werben. »Dies ist kein Vortrag, der sich nur gegen den Waffenexport richtet. Es ist vielmehr mein Aufruf, dass sich jeder überlegen sollte, wie er sich für das hohe Gut der Demokratie einsetzen kann«, erklärte er.
Organisiert hatte die Veranstaltung das Friedensforum Neumünster, deren Mitglieder sich seit Jahresbeginn aktiv in die Friedensbewegung einbringen. Bereits im Februar hatte in der Stadtbücherei eine Veranstaltung mit einem Rüstungsexperten stattgefunden.
Weitere Informationen zu den Büchern, Veröffentlichungen und Aktionen von Jürgen Grässlin gibt es im Internet unter www.friedensforum-nms.blogspot.de und unter www.juergengraesslin.com.