Zeitungsbericht »Umstieg auf die Produktion ziviler Güter
ist möglich. Veranstaltung des DGB Markgräflerland
mit dem Titel ‚Schwerter zu Pflugscharen – aber wie?'
hatte Konversion zum Thema« in Badische Zeitung
vom 02.12.2015



Umstieg auf die Produktion ziviler Güter ist möglich

Veranstaltung des DGB Markgräflerland mit dem Titel »Schwerter zu Pflugscharen – aber wie?« hatte Konversion zum Thema.

[Foto] Schwerter zu Pflugscharen ist keine realitätsferne Forderung. Im Bild eine symbolische Aktion in Greifswald. Foto: dpa
MÜLLHEIM (BZ). »Schwerter zu Pflugscharen – aber wie?« Dies war der Titel der Veranstaltung des DGB Markgräflerland während der diesjährigen Markgräfler Friedenswochen im Stadthaus Neuenburg, zu der dessen Vorsitzender Uli Rodewald zahlreiche Besucher begrüßen konnte. Auf dem Podium waren hochqualifizierte Experten versammelt.

Wirtschaftswissenschaftler Jörg Weingarten hat sich im Zuge einer Studie der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung mit der Problematik beschäftigt und lieferte eine fundierte Einführung. Seine Ausführungen machten die Chancen einer Konversion von Rüstungsbetrieben deutlich, wenn es Beschäftigten und ihren Interessensvertretungen gelänge, die Geschäftsführung in realistische Umstellungskonzepte einzubinden. Die Hemmnisse für eine Konversion bestehen seines Erachtens nicht nur in der spezifischen Qualität von Rüstungsgütern, sondern vor allem in deren hoher Profitabilität. Gleiche Gewinne in der zivilen Produktion zu realisieren, sei viel schwieriger.

Betriebsräte von Litef aus Freiburg, einer Tochter des Rüstungskonzerns Northrop Grumman, konnten dies mit der Geschichte ihres Unternehmens belegen. Einst gegründet zur Ausrüstung des Starfighters, setzte sich Ende der 80er-Jahre die übergroße Mehrheit der Belegschaft für eine Diversifizierung der Produktpalette von Litef ein. Vorschläge wurden erarbeitet und auch realisiert. Inzwischen wird bei Litef längst nicht mehr nur für die Rüstung produziert, sondern zur Hälfte auch Produkte für zivile Märkte.

Jürgen Grässlin, Sprecher der Kampagne »Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel« machte den Zuhörern deutlich, wozu Waffen dienen und welch unermessliches Leid sie Menschen zufügen. Er zeigte, dass auch in Deutschland hergestellte Waffen ihren Weg in die Krisen- und Kriegsgebiete dieser Welt fänden und forderte ernsthafte Schritte zum Verbot des Waffenhandels und der Umstellung der Rüstungsproduktion auf »Produkte für das Leben«.

So kurz die Zeit zu einer ersten Diskussion der Besucher mit den Referenten, so ertragreich war sie: Konversion von Rüstungsproduktion ist möglich, nicht als bloße moralische Forderung, sondern als Bewegung von vielen. Konversion braucht den langen Atem der Akteure. Dass dabei kein Arbeitsplatz verloren gehen muss, sondern sogar noch neue geschaffen werden können, sollte zusätzlicher Anreiz sein, den Weg der Rüstungskonversion weiter zu beschreiten, so ein Fazit des Abends.

http://www.badische-zeitung.de/muellheim/umstieg-auf-die-produktion-ziviler-gueter-ist-moeglich--114575519.html