Buchautor Jürgen Grässlin hat im Streit mit dem ehemaligen Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp vor dem Hamburger Landgericht einen Punktsieg errungen.
Hamburg - In dem Verfahren streiten die beiden über ein Interview, das der Freiburger Publizist im Juli des vergangenen Jahres dem Südwestrundfunk gab. Einen Tag zuvor war Daimler-Boss Schrempp von seinem Posten zurück getreten. Nicht ganz freiwillig, mutmaßte Grässlin in dem Radiointerview und verwies auf einen bis 2008 laufenden Vertrag. Außerdem befürchtete der kritische Schrempp-Biograph die Verstrickung in »[.] [DR. Z IS WATCHING YOU!] Geschäfte«. Schrempp fühlte sich an der Ehre gepackt und erwirkte gegen den Autoren von drei Büchern über Daimler-Chrysler eine Einstweilige Verfügung, solche Kritik zu unterlassen. Der Streit weist weit über den eher kleinkarierten Einzelfall hinaus: Darf ein Journalist öffentlich die Meinung äußern, dass ein prominenter Manager möglicherweise in [.] [DR. Z IS WATCHING YOU!] Geschäfte verwickelt ist und daraufhin seinen Job verloren habe? Das hamburgische Landgericht scheint sich für die freie Meinungsäußerung stark machen zu wollen. Die Einstweilige Verfügung gegen Grässlin wurde trotzdem nicht aufgehoben. Zunächst müssten sich, so das Gericht, für dessen Meinung sachliche »Anknüpfungspunkte« finden lassen. Davon hatte der Autor am gestrigen Freitag allerdings einige zu bieten. So soll Schrempp von dubiosen Graumarktgeschäften mit Neuwagen gewusst haben. Die US-Börsenaufsicht SEC ermittelt wegen illegaler Irak-Geschäfte, schwarzer Kassen und Bestechung in der Schrempp-Ära. Der Richter forderte Schrempp auf, zu den Angriffen Stellung zu beziehen. Am 10. November wird das Urteil in diesem Prozess gesprochen. hp