Foto: »Deutschlands bekanntester Rüstungsgegner« Jürgen Grässlin mit Moderatorin Mechthild Goldstein (Paderborner Initiative gegen den Krieg).
Paderborn (WS). Jürgen Grässlin besitzt jeweils eine Aktie des deutschen Rüstungskonzerns EADS, der Daimler AG und der Deutschen Bank. Eine nennenswerte Rendite lässt sich damit nicht erzielen, aber darum geht es Grässlin auch nicht. Der Realschullehrer, Bestsellerautor und »prominenteste Rüstungsgegner Deutschlands«, als welchen ihn die »Zeit« und »Der Spiegel« bezeichnet haben, verfolgt ganz andere Ziele.
Als Kleinstanleger genießt er Rederecht bei den Hauptversammlungen der Aktionäre. Und selbstverständlich nutzt er diese Gelegenheit, um die »Beihilfe zum Völkermord« deutscher Rüstungskonzerne und ihrer Geldgeber anzuprangern. Von seinem jahrzehntelangen Kampf berichtete Grässlin jetzt bei einer Kooperationsveranstaltung des Linken Forums Paderborn und der Paderborner Initiative gegen den Krieg.
Deutschland, betonte Grässlin, sei der weltweit drittgrößte Waffenexporteur. Abnehmer seien Länder wie Saudi Arabien, Türkei, Somalia, Iran, Pakistan, aber auch das wirtschaftlich schwer angeschlagene Griechenland. Allein die Firma Heckler & Koch, Europas größter Kleinwaffenproduzent aus dem schwäbischen Oberndorf, habe schätzungsweise mehr als 1,5 Millionen Tote weltweit zu verantworten.
»Durchschnittlich stirbt alle 14 Minuten ein Mensch durch eine Kugel von Heckler & Koch, die Schwerverwundeten und fürs Leben Gezeichneten nicht eingerechnet«, bilanziert Grässlin. Im Falle Pakistans bedienten sich die Taliban der vor Ort durch einen Lizenzbetrieb von Heckler & Koch hergestellten »G3«-Maschinengewehre. Auch im Falle des 1. Golfkriegs zwischen Iran und Irak belieferte Mercedes-Benz gleich beide kriegsführenden Länder mit Militärfahrzeugen - Geschäft ist Geschäft.
»An Kriegen wird kräftig verdient. Derzeit 34 Kriege sorgen für prall gefüllte Auftragsbücher deutscher Rüstungsfirmen. Bei jedem neuen Krieg knallen die Sektkorken«, weiß Grässlin, der auch über reichliches Insiderwissen von Aussteigern aus der Rüstungsindustrie verfügt. Was lässt sich gegen das milliardenschwere Geschäft mit dem Tod tun? Grässlin schlug vor: »Zeigen Sie konkret vor Ort auf, wo für Rüstung geforscht, wo Waffen produziert werden. Erstellen Sie einen regionalen Rüstungsatlas, nennen Sie Namen beteiligter Firmen.« Die Mauer des Schweigens müsse durchbrochen und Widerstand mobilisiert werden.
Weitere Informationen: www.initiative-gegen-krieg-paderborn.de; www.linkesforum-paderborn.de
http://www.wochenspiegel-paderborn.de/An-Kriegen-wird-kraeftig-verdient-94442.html