Zeitungsbericht »Klare Friedenssignale aus Freiburg«
in Badische Zeitung vom 06.11.2013



Badische Zeitung vom 6.11.2013

Klare Friedenssignale aus Freiburg

VEREINT IM VEREIN:

Freiburg ist in der Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG/VK) gut vertreten.

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Nicht nur hier aktiv: Max Heinke, Jürgen Grässlin, Christoph Neeb, Stephan Möhrle (von links). Foto: Schneider

STÜHLINGER. Der Tisch im Friedensbüro in der Stühlingerstraße ist beladen mit Flyern: Der November ist für die Freiburger Friedensbewegung traditionell ein wichtiger Monat – denn da findet die Freiburger Friedenswoche statt. Immer dabei ist die Gruppe der Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG/VK). Doch auch das ganze Jahr über gehen von hier aus bundesweite Aktivitäten aus. Erst recht, weil mit dem Freiburger Jürgen Grässlin der prominenteste deutsche Waffenkritiker als einer der DFG/VK-Bundessprecher aktiv ist.

Die 30 Plakate, die hier lagern, werden gezielt verteilt, in ausgesuchten Kneipen. Die "Freiburger Friedenswoche" deckt vom 15. November bis zum 11. Dezember wie gewohnt ein breites Spektrum an Themen ab, von der Eskalation in der Türkei über die Folgen des arabischen Frühlings bis zu sexualisierter Gewalt als Kriegsstrategie.

Und auch wenn der extreme Aufschwung der Friedensbewegung der 1980er lange her ist: Dass die Themen nach wie vor höchst aktuell sind, zeigen nicht nur die mehr als 100 Besucherinnen und Besucher Ende Oktober bei der Freiburger Lesung von Jürgen Grässlins neuem Buch "Schwarzbuch Waffenhandel – wie Deutschland am Krieg verdient". Er tourt durchs ganze Land, sein Buch wurde bundesweit in den Medien besprochen und verkauft sich gut. Der Realschullehrer ist durch seine Bücher längst prominent.

Doch nicht nur seinetwegen gehen von der Freiburger Gruppe der DFG/VK bundesweit wichtige Signale aus: Neben ihm gehört Christoph Neeb zu den neun Bundessprechern. Er kam in den 1990ern dazu, als die DFG/VK noch Kriegsdienst-Verweigerer beriet, inzwischen ist eines seiner Themen die Kampagne "War starts here" ("Krieg beginnt hier"), die Beteiligungen vor Ort an weltweiten Interventionskriegen aufzeigt – in Freiburg etwa durch ein Fraunhofer-Institut, das Kameras zum Ausspähen von Bombenzielen entwickele. Und Stephan Möhrle – mit 23 Jahren einer der Jüngsten – ist nicht nur Experte für Kriegs-Computerspiele, sondern auch DFG/VK-Vertreter der Bundes-Kampagne "Aktion Aufschrei" gegen Waffenhandel.

Diese Kampagne begann Mitte 2011 von Freiburg aus, beteiligt sind rund 150 Organisationen, darunter auch einige, die früher nicht zum typischen Spektrum der Friedensbewegung gehörten, wie "Misereor" und "Brot für die Welt", erzählt Jürgen Grässlin. Kein Wunder, bilanziert er: Nach einer "Emnid"-Umfrage seien 78 Prozent der Bevölkerung für ein Ende des Waffenhandels. Geändert hat das bisher nicht viel: Eine der größten Enttäuschungen brachte die rot-grüne Bundesregierung, die zwischen 2002 und 2005 die Waffenlieferungen verfünffacht habe. Klar ist, dass die DFG/VK, die in Netzwerken arbeitet, immer dran bleibt.

Auch an der Kampagne "Schulfrei für die Bundeswehr", die für ein Ende der Auftritte von Bundeswehr-Vertretern an Schulen kämpft. Kürzlich wandte sich der "Runde Tisch" der Kampagne, der sich monatlich in Freiburg trifft, an den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann – bisher habe die grün-rote Landesregierung ihr Versprechen, die Kooperationsvereinbarung zwischen Bundeswehr und Schulen zu kündigen, nicht umgesetzt.

Zu tun gibt es mehr als genug, und das beschäftigt einige von ihnen fast lebenslang: Max Heinke hat bereits 1964 den Kriegsdienst verweigert und war einer der damals wenigen Zivildienstleistenden, Virginia Edwards-Menz ist seit Jahrzehnten in der Friedensbewegung aktiv.

DEUTSCHE FRIEDENSGESELLSCHAFT

Gegründet: 1905 (in Freiburg).
Mitglieder: rund 90.
Angebot: Veranstaltungen und Kampagnen wie "Aktion Aufschrei" gegen Waffenhandel,
"Schulfrei für die Bundeswehr" und gegen die Beteiligung an Interventionskriegen ("War starts here");
Beratung von Bundeswehr-Ausstiegswilligen.
Beitrag: Basisbeitrag 10 Euro/Monat (Mindestbeitrag 2 Euro; Befreiung möglich)
und höhere Förderbeiträge.
Kontakt: http://www.freiburg.dfg-vk.de 0761/7678088

http://www.badische-zeitung.de/freiburg/klare-friedenssignale-aus-freiburg--76877745.html