Von Johanna Heuveling
[Foto] Daniel Harrich im ARD-Interview
»Für ihre besondere journalistische Leistung bei den Recherchen zu illegalen Waffenlieferungen nach Mexiko in der Dokumentation »Tödliche Exporte – Wie das G36 nach Mexiko kam«, dem Spielfilm »Meister des Todes« und diverser Beiträge für den »Weltspiegel« sowie die »Report«-Sendungen des BR und SWR erhalten der Filmemacher Daniel Harrich und sein engagiertes Team den Grimme-Preis, den wichtigste Deutschen Filmpreis.« Die in der Dokumentation vorgelegten Beweise zeigen, wie die Branche funktioniert. Der Film hat zu verstärkten Ermittlungen gegen Heckler & Koch und endlich auch gegen Bundesbehörden geführt. Die Recherchen gaben Anlass für eine aktuelle Stunde im Bundestag am 23. September 2015.
Zum Inhalt des Filmes: »Zuverlässigkeitsprüfung, Endverbleibserklärung, Kleinwaffenexporte, Waffenausfuhrgenehmigung, Kriegswaffenkontrollgesetz sind Begriffe aus einem dunklen, nahezu undurchdringlichen und öffentlich sorgsam abgeschotteten Wirtschaftszweig. Daniel Harrich und sein Team weisen nach, wie das Deutsche Geschäft mit Waffen für die Welt außer Kontrolle geriet, und decken ein Netzwerk des Todes auf. Über den E-Mailverkehr bei Heckler & Koch und im Wirtschaftsministerium werden Exportlisten, Seriennummernaufstellungen und falsche Ausfuhrpapiere als Beweise für betrügerisches Handeln offen gelegt.
Deutschland gehört zu den Ländern, die illegal Waffen in Krisenregionen, Bürgerkriegsgebiete und an Parteien in kriegerischen nationalen Konflikten ebenso liefern, wie in Länder, wo Menschrechtsverletzungen, Drogenkriege und Militärputsche an der Tagesordnung sind. Niemand kann den Endverbleib der Waffen sicher klären. So sterben in Mexiko demonstrierende Studenten, erschossen von Polizisten mit G36-Sturmgewehren von Heckler & Koch, die sie gar nicht haben dürften. Es verschwinden Menschen, ermordet durch Drogenkartelle mit Kleinwaffen aus deutscher Produktion. Unter Umgehung von Gesetzen und Nutzung von Grauzonen liefern deutsche Rüstungsfirmen Lizenzen zum Bau von Waffenfabriken, waffenfähiges Material und Experten nebst Know-how – frei nach dem Motto »Wenn wir das Geschäft nicht machen, macht's ein anderer.«
Aus der Begründung zum erstmals vergebenen Grimme-Preis für »Besondere Journalistische Leistung«: »Die Jury würdigt damit die mehrjährige, investigative Recherche zum illegalen Handel mit Kriegswaffen, die im Jahr 2015 mit dem Film »Tödliche Exporte – wie das G36 nach Mexiko kam« für vorbildliches Fernsehen steht. Mit einer beispielhaften Aufbereitung des zusammengeführten Materials in verschiedenen Fernsehformaten wird das Thema durch die beteiligten Journalisten und den SWR in der Öffentlichkeit präsent gehalten«, schreibt ots.
Jürgen Grässlin von der »Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!«, der selbst seit Jahrzehnten über die Waffenindustrie recherchiert, freut sich bescheiden mit: »Ausgangspunkt waren meine Recherchen von 2009 über die Aussagen eines H&K-Whistleblowers, die die Basis für die Strafanzeige vom 19. April 2010 über die illegalen G36-Gewehrexporte nach Mexiko von Heckler & Koch bildeten. Zwei Jahre lang beriet ich das Filmteam um Daniel Harrich fachlich. Der Grimme-Preis für die ARD-Recherchen zum Waffenhandel sind Grund zur Freude und Rückenwind für die gesamte Kampagne »Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!«
http://www.pressenza.com/de/2016/03/grimme-preis-fuer-dokumentation-deutscher-waffenexporte/