Zeitungsbericht »Friedensaktivisten zersägten H&K-Gewehre.
Grässlin: Mehr als 1,5 Millionen Menschen sind mit
Heckler-&-Koch-Waffen erschossen worden«
in Südwest Presse vom 07.08.2006



Friedens-Aktivisten zersägten H&K-Gewehre

Grässlin: »Mehr als 1,5 Millionen Menschen sind
mit Heckler-&-Koch-Waffen erschossen worden«

OBERNDORF/SULZ (ael). Auf einer Aktions-Radtour für den Frieden haben gestern rund 40 Demonstranten vor der Oberndorfer Waffenfirma »Heckler & Koch« Sturm- und Maschinengewehre zersägt. In Sulz hat die Gruppe am Nachmittag eine Rast eingelegt. Ihre Tour führt von München nach Stuttgart.

»Mehr als 1,5 Millionen Menschen sind bis heute mit Heckler-&-Koch-Waffen erschossen worden«, sagte der Bestseller-Autor, Rüstungs-Experte und ehemalige Sulzer Realschullehrer Jürgen Grässlin gestern bei einer Protest-Kundgebung vor der Oberndorfer Rüstungsschmiede. »Heckler-&-Koch-Waffen gehören zu den beliebtesten Mordinstrumenten in den Händen von Terror- und Guerilla-Einheiten, aber auch von Kindersoldaten.« Weltweit befänden sich bis zu zehn Millionen Handfeuerwaffen von »H&K« im Einsatz. Menschen verkämen in der Heckler-Werbung zu »Weichzielen«.

Zwei Drittel aller Kriegsopfer sterbe durch Gewehr-Kugeln, sagte Grässlin und betonte: »Rüstungsexport ist Beihilfe zum Massenmord.« Von Oberndorf seien auch Waffen in den Nahen Osten exportiert worden, berichtete Jürgen Grässlin. Noch folgenschwerer als die Direktexporte seien jedoch die Vergaben von Produktions-Lizenzen für das G3-Schnellfeuergewehr an Saudi-Arabien, Pakistan und den Iran gewesen. Im Krieg zwischen Israel und dem Libanon werde auf beiden Seiten der Front mit deutschen Waffen gemordet. Israel habe zwar eigene Handfeuerwaffen (Uzi), doch Großwaffen-Systeme habe es in den vergangenen Jahrzehnten aus Deutschland bezogen. In den israelischen Kampfbombern, die den Libanon bombardieren, kämen deutsche Waffen-Bestandteile zum Einsatz.

Gabi Ayivi vom Flüchtlingsrat Baden-Württemberg sagte: »Täglich werde ich mit der hiesigen Waffenproduktion konfrontiert: Ich stehe seit mehr als zwei Jahrzehnten im Kontakt zu Flüchtlingen aus aller Welt, die vor Kriegen, Bürgerkriegen und korrupten Systemen fliehen, die vielfach durch Einsatz von Waffengewalt aufrechterhalten werden.«

Die Friedensdemonstranten forderten unter anderem »Abrüstung statt Sozialabbau«, den Stopp aller Rüstungsexporte und einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hisbollah. Beteiligt waren an der Aktion die »Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsgegner« (DFG-VK), das RüstungsInformationsBüro (RIB), das Deutsche Aktionsnetz »Kleinwaffen Stoppen« (DAKS) und der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg. Bei den zersägten Gewehren handelte es sich unter anderem um das Modell G36, das »Heckler & Koch« entwickelt hat.

[Foto] Der Bestseller-Autor, Rüstungs-Experte und ehemalige Sulzer Realschullehrer Jürgen Grässlin präsentiert ein zersägtes Gewehr vor den Toren der Oberndorfer Waffenfirma »Heckler & Koch«.