TV-Satiriker Jan Böhmermann ist der Grimme-Preis-Gala am Freitag in Marl ferngeblieben. Er steht im Fokus wegen eines Schmähgedichts über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.
[Foto] Jan Böhmermann hat nicht an der Grimme-Preis-Verleihung teilgenommen. Er steht wegen eines Schmähgedichts in der Kritik. Foto: dpa
Am Donnerstag habe Böhmermann mit Institutsdirektorin Frauke Gerlach gesprochen und am Freitag per SMS die Absage geschickt, sagte Grimme-Instituts-Sprecher Lars Gräßer.
Auf Böhmermanns Facebook-Seite tauchte gegen 5 Uhr am Freitag folgende Ankündigung auf: »Ich fühle mich erschüttert in allem, an das ich je geglaubt habe. Mein Team und ich bitten um Verständnis, dass wir heute Abend nicht in Marl feiern können« Böhmermann wurde für seine Satire rund um den griechischen Politiker Gianis Varoufakis ausgezeichnet.
Böhmermann steht seit Tagen im Fokus wegen eines in der Sendung »Neo Magazin Royale« vorgetragenen Schmähgedichts über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Mainzer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn, nachdem mehrere Anzeigen eingegangen waren. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Böhmermanns Wortwahl als »bewusst verletzend« gerügt. Dessen Anwalt Christian Schertz sagte dem Spiegel: »Besonders schwierig finden wir, dass die Kanzlerin sich bereits öffentlich mit einer rechtlichen Bewertung geäußert hat und das Auswärtige Amt Gutachten anfertigen lässt. Man sollte hier die Grundsätze der Gewaltenteilung beachten.«
Laut Spiegel hat Böhmermann an Kanzleramtschef Peter Altmaier geschrieben: »Ich möchte gerne in einem Land leben, in dem das Erkunden der Grenze der Satire erlaubt, gewünscht und Gegenstand einer zivilgesellschaftlichen Debatte sein kann.« Am Donnerstag zeigte das ZDF eine neue Folge von »Neo Magazin Royale«. Böhmermann verkniff sich Witze über Erdogan. Ein paar Anspielungen auf die Kontroverse gab es aber.
Zu den Grimme-Preisträgern gehört auch der bekannte Freiburger Rüstungsgegner Jürgen Grässlin. Er hat am Freitagabend als Fachberater im Team des Filmemachers Daniel Harrich den Preis für einen ARD-Themenabend zum illegalen Waffenhandel der Oberndorfer Firma Heckler & Koch mit Mexiko verliehen bekommen.