Zeitungsbericht »Aktionäre wollen Chefs ans Geld«
in Badische Zeitung vom 08.04.2009




Aktionäre wollen Chefs ans Geld

FREIBURG. (bür). Beim angeschlagenen Autobauer Daimler soll nicht nur die Belegschaft sparen, auch die Mitglieder der Chefetage sollen auf Gehalt verzichten. Das forderten die Kritischen Daimler-Aktionäre vor der Hauptversammlung des Unternehmens am Mittwoch in Berlin. Maximal 500 000 Euro pro Jahr soll ein Vorstand im Jahr verdienen dürfen, schlägt die Gruppe um den Freiburger Jürgen Grässlin vor. Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte im vergangenen Jahr insgesamt etwa fünf Millionen Euro an Bezügen erhalten – halb so viel wie im Vorjahr.

Die Kritischen Aktionäre fordern zudem: Daimler soll aus der Formel 1 ausstiegen und den Spritverbrauch seiner Autoflotte bis 2020 halbieren. Die Aktionäre sollen für 2008 keine Dividende erhalten. Die Gruppe wird während des Aktionärstreffens gegen die Entlastung des Vorstands stimmen. Sie bringt mehrere Gegenanträge in die Hauptversammlung ein, die allerdings voraussichtlich keine Mehrheit finden werden.

Daimler hatte angekündigt, auf einen Absturz der Verkaufszahlen zu reagieren und die Personalkosten um ein Sechstel zu verringern. Zwei Milliarden Euro pro Jahr sollen gespart werden.

Der gesunkene Wert des Unternehmens, der Anstieg der Kurzarbeit und die Gefahr eines möglichen Jobabbaus würden vom Unternehmen zu Unrecht nur als Folge der Wirtschaftskrise dargestellt, meinen die Kritischen Aktionäre. Ein wesentlicher Anteil an der Krise beim Autobauer liege darin begründet, dass es der Vorstand versäumt habe, »die richtigen Produkte zu entwickeln und am Markt erfolgreich zu positionieren«.

Seit zwei Jahrzehnten setzen sich die Kritischen Aktionäre dafür ein, dass sich deutsche Konzerne intensiver um soziale und ökologische Belange kümmern.