[Foto] Drei der Realschüler spielten die Bundesprüfstelle,
während die anderen kontrovers über das Für und Wider
von Killerspielen diskutierten.
Wie Gewalt in Internet, Filmen, Handys, Gameboys und Computerspielen auf das Gehirn von Jugendlichen wirken kann.
Soll man so genannte Killerspiele, die in Deutschland erst ab 16 Jahren freigegeben sind, schon für 12-Jährige zugänglich machen? Unter anderen mit dieser Frage beschäftigten sich dieser Tage knapp 100 Schüler der Karl-Brachat-Realschule in Villingen beim »Thementag gegen Gewalt«, der von der SMV der Schule organisiert wurde.
Zum vierten Mal konnten sich jeweils vier Schüler aus den Klassen der Schule an dem Thementag beteiligen, um sich zu informieren und einen Meinungsaustausch auch in den eigenen Klassen in Gang zu setzen. Nach den Themen Mobbing, Rauchen und Aufklärung stand diesmal der »Krieg in den Kinderköpfen« auf dem Programm. Was richten die virtuellen Welten von Internet, Film, Handy und Computerspielen bei Kindern und Jugendlichen an? Und welche Konsequenzen braucht es? Die Verbindungslehrer der Schule, Barbara Grimm und Robert Senk, hatten eine Menge Material vorbereitet.
Als Fachleute waren Jürgen Grässlin, SMV-Beauftragter am Regierungspräsidium Freiburg, und der Freiburger Gymnasiast Stephan Möhrle an die Schule gekommen, um mit einem grundlegenden Vortrag über dieses Thema die Schüler zu informieren. Dabei zeigten sie Ausschnitte von Filmen und PC-Spielen um die es gehen sollte. In Arbeitsgruppen sammelten die Schüler danach Argumente für ein Planspiel. Bei diesem wurde die Frage gestellt, ob »Killerspiele« schon für unter 16-Jährige freigegeben werden sollten. Jeweils vier Gruppen für und gegen diese Freigabe sollten ihre Argumente vor einer Schiedsstelle (Bundesprüfstelle) vortragen. Dabei traten die PC-Spiele-Hersteller, die jugendlichen Spieler und die Verkäufer gegen die Eltern, Pädagogen und die Polizei in den argumentativen Wettstreit. In einer Schlussabstimmung sollte dann festgestellt werden, welchen Standpunkt die Schüler selbst einnehmen.
Die eigentlichen »Experten« außerhalb des fiktiven Planspiels zum Thema hingegen waren dann doch die Schülerinnen und Schüler der Realschule selbst. Denn immerhin meldeten sich insgesamt elf unter ihnen auf die Frage, wer sich denn länger als fünf Stunden täglich mit solchen PC-Spielen die Zeit vertreibt. Recht differenziert waren auch die Meinungen zu einem Verbot von so genannten Killerspielen für unter 16-jährige. Für viele war klar, dass man die Verbote leicht umgehen könne. »Wer als 12-Jähriger an so ein Spiel rankommen will, der besorgt es sich einfach über einen älteren«, erklärte eine der anwesenden Schülerinnen.
Dass vor allem jedoch die Eltern verantwortlich dafür sein müssten, was die Kinder sehen und was nicht, darüber gab es Konsens. »Eltern müssen ihre Kinder dazu erziehen, dass diese auf sie hören«, war die Äußerung eines Neuntklässlers, der für dieses klare Plädoyer allgemeinen Applaus bekam. Ein anderer sah es dagegen recht illusionslos. Jeder habe schon mal Gewalt erfahren oder würde dies noch erleben. Von da aus wäre es völlig egal, ob es solch ein Verbot gäbe oder nicht.
In der Schlussabstimmung dann überwog die Meinung der Schüler, die bei einem Verbot von Killerspielen für unter 16-Jährige bleiben wollten. 57 stimmten hierfür, allerdings gab es auch 37, die eine Freigabe für 12-Jährige befürworten. Elf enthielten sich der Stimme. Übereinstimmend jedoch war für alle, dass Aufklärung dringend nötig ist und Verbote allein nichts ausrichten.
Uwe Spille
Südkurier vom 13.06.2008