»Schüler vermissen klare Positionierung.
Die Kooperation des Ellenrieder-Gymnasiums mit EADS
ist weiter umstritten.
Schüler und Eltern fühlen sich zu wenig eingebunden«
im Südkurier vom 30.11.2010



Konstanz

Schüler vermissen klare Positionierung

Die Kooperation des Ellenrieder-Gymnasiums mit EADS ist weiter umstritten. Schüler und Eltern fühlen sich zu wenig eingebunden

der Tod ein Meister vom Bodensee - Auszu Flugblatt

Dies ist ein Auszug aus dem Flugblatt der Linken Konstanz. Ihre Vertreter hatten es auf dem Ellenrieder-Schulhof verteilt, obwohl parteipolitische Aktionen in Schulen verboten sind.

Konstanz – Daniel Freudenberger ist ziemlich unzufrieden. Der Zwölftklässler des Ellenrieder-Gymnasiums vermisst die demokratische Kultur an seiner Schule. Konkret geht es um den Kooperationsvertrag des Gymnasiums mit dem Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern EADS. Dabei bietet die Firma den Schülern Bewerbertraining, Berufserkundung und Betriebsbesichtigungen an. Einige Schüler, aber auch Teile des Kollegiums, sind gegen die Zusammenarbeit, weil der Konzern auch Waffen herstellt. »Unser Schulleiter hat auch auf gezieltes Nachfragen hin bislang keine klare Aussage gemacht, wie er inhaltlich zu der Kooperation steht«, sagt Daniel, Mitglied der Schülermitverantwortung (SMV).

Bei einem SMV-Treffen vergangene Woche haben die Schülervertreter nach einer neutralen Präsentation über EADS abgestimmt. 35 waren für die Kooperation, zehn dagegen, acht haben sich enthalten. Für Daniel war die Abstimmung »Schwachsinn«: »Es haben auch Fünftklässler abgestimmt, die den Vortrag nicht gehört haben und die das Thema noch gar nicht erfassen«, sagt er.

Auch die Elternvertreter haben sich mit dem Thema befasst. Laut Elternbeiratsvorsitzender Rosi Siber wurde vor allem kritisiert, »dass vor Unterzeichnung des Vertrages die beteiligten Gruppen nicht ausreichend befragt wurden«. Doch der Einblick in ein Unternehmen wurde weitgehend als positiv bewertet. Der Elternbeirat möchte den Vertrag probeweise weiterlaufen lassen. »Er kann ja jederzeit von beiden Seiten gekündigt werden«, sagt Rosi Siber. Der Elternbeirat hat aber zwei Bedingungen gestellt. Erstens sollen die Eltern und alle beteiligten Gruppen auf dem Laufenden gehalten und frühzeitig über Änderungen informiert werden. Und zweitens soll die Kooperation durch eine intensive Diskussion im Unterricht begleitet werden. Zum ersten Punkt sagt Schulleiter Peter Beckmann: »Die Zeit war knapp. In diesem Fall müssen die Eltern auf die Führung vertrauen und das ist meine Aufgabe.«

Den zweiten Punkt wird Beckmann erfüllen: Am 14. Dezember diskutiert Jürgen Grässlin, Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft, mit älteren Schülern im Gemeinschaftskunde-Unterricht. Im kommenden Jahr ist außerdem eine große Diskussionsrunde geplant. Peter Beckmann hat das Thema selbst schon im Unterricht besprochen und sagt: »Zum ersten Mal erlebe ich es, dass eine Schule lebhaft Pro und Contra diskutiert.«

Die kritischen Schüler hoffen nun, dass die Kooperation beendet und EADS durch eine unverfängliche Firma ersetzt wird. Auf einer Stellwand informieren sie über die EADS-Rüstungssparte und haben daneben das Leitbild der Schule gehängt. »Da steht drauf, dass wir Konflikte friedlich beilegen sollen. Was für ein Kontrast«, sagt Daniel.

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