Marler Menschenrechtspreis von Amnesty International 2017



In der Kategorie »Film«

SWR/BR/ARD Degeto/diwafilm: »Meister des Todes«

Redaktion: Manfred Hattendorf (SWR), Michael Schmidl (SWR), Christine Strobl (ARD/Degeto), Claudia Gladziejewski (BR); Buch: Gert Heidenreich, Daniel Harrich; Recherche: Jürgen Grässlin; Regie: Daniel M. Harrich; Darstellung: Hanno Koffler, Heiner Lauterbach, Alina Levshin, Veronica Ferres, Michael Roll, Udo Wachtveitl, Axel Milberg

Ein spannender Politthriller, der wegen seines realen Hintergrundes erschreckend deutlich klarmacht: Die in der Wirklichkeit Agierenden sind hinterhältiger und raffgieriger, als es sich ein Drehbuchautor ausdenken kann. Gut zu wissen, dass der Film mitgeholfen hat, Verantwortliche dieser Machenschaften vor Gericht zu bringen.

Hintergrund:

Der Marler Medienpreis Menschenrechte (m3) wird seit 2001 als Preis der deutschen Sektion von Amnesty International vergeben für TV-, Radio- und Printbeiträge, die in Deutschland veröffentlicht wurden. Der undotierte Preis würdigt Beiträge, die in außergewöhnlicher Weise das Thema Menschenrechte behandeln. Für den Marler Medienpreis Menschenrechte sind dieses Jahr knapp 100 Fernsehbeiträge von elf verschiedenen Sendern aus den Jahren 2015 und 2016 eingereicht worden. Daraus hat eine Jury – bestehend aus Mitgliedern von Amnesty International – 15 Beiträge ausgewählt. Vergeben wird der Marler Medienpreis in fünf Kategorien: »Magazin Inland«, »Magazin Ausland«, »Dokumentation Inland«, »Dokumentation Ausland« und »Film«

https://www.amnesty.de/informieren/kultur/deutschland-die-gewinner-des-10-marler-medienpreises-menschenrechte-stehen-fest


Sehr geehrte Damen und Herren,

die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat am vergangenen Wochenende die Gewinner des »10. Marler Medienpreises Menschenrechte« geehrt und gefeiert. Dieser Menschenrechtspreis gilt als einer der absolut renommiertesten in Deutschland!
Mit riesiger Freude dürfen wir feststellen, dass in der Kategorie »Film« die Produktion des SWR/BR/ARD Degeto/diwafilm: Meister des Todes (vom 23.09.2016) gewonnen hat! Amnesty schreibt hierzu: »Ein spannender Politthriller, der wegen seines realen Hintergrundes erschreckend deutlich klarmacht: Die in der Wirklichkeit Agierenden sind hinterhältiger und raffgieriger, als es sich ein Drehbuchautor ausdenken kann. Gut zu wissen, dass der Film mitgeholfen hat, Verantwortliche dieser Machenschaften vor Gericht zu bringen.«
In dem Spielfilm von Daniel Harrich geht es um den Rüstungsexport Abertausender Sturmgewehre nach Mexiko und den tödlichen Einsatz der Kleinwaffen gegen die dortige Zivilbevölkerung.

Von Amnesty International geehrt wurden:

Siehe AI-Mitteilung: https://www.amnesty.de/informieren/kultur/deutschland-die-gewinner-des-10-marler-medienpreises-menschenrechte-stehen-fest

Aufgrund einer kurzfristigen Erkrankung hat mein Rechtsanwalt Holger Rothbauer dankenswerter Weise die Preis-Statue für mich auf der Bühne entgegengenommen (siehe Fotos anbei). Holger Rothbauer ist der Rechtsanwalt, der sich auf die Verletzung des Kriegswaffenkontroll- und Außenwirtschaftsgesetzes – und damit u.a. auf die Machenschaften von Heckler & Koch, Sig Sauer und Carl Walther – spezialisiert hat und seit Jahren große Erfolge vor Gericht feiert!
Nach dem GRIMME-Preis 2016 ist dies bereits die zweite reputierte Ehrung des Filmes von Daniel Harrich, bei dem ich zwei Jahre lang die Recherche und Fachberatung verantworten durfte.
Als Preisteam freuen wir uns sehr über diesen weithin anerkannten Menschenrechtspreis. Für uns und für all die Aktivist*innen in der Kampagne »Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!« ist dies ein weiterer wichtiger Motivationsschub im gewaltfreien Einsatz gegen Rüstungsexporte.

Achtung: Nach meiner Strafanzeige von 19. April 2010 soll der Prozess gegen führende Heckler & Koch-Mitarbeiter und -Geschäftsführer am Landgericht Stuttgart – endlich! – 2018/2019 stattfinden. Den H&K-Verantwortlichen wird zur Last gelegt, in die offensichtlich illegale Lieferung von rund 4500 Sturmgewehren des Typs G36 von Heckler & Koch in mexikanische Unruheprovinzen involviert gewesen zu sein.

Anm: Die erfolgreiche Strafanzeige führte im Februar 2019 zur erstmaligen Verurteilung von Ex-H&K-Mitarbeitern und dem Unternehmen selbst in der rund siebzigjährigen Firmengeschichte von Heckler & Koch wegen illegalen Waffenhandels!


Umfassende Hintergrundinformationen siehe hierzu
FALL 02 im GLOBAL NET – STOP THE ARMS TRADE:

GN-STAT FALL 02: »Der illegale Mexiko-Deal – die Exporte Abertausender G36-Sturmgewehre von Heckler & Koch in mexikanische Unruheprovinzen (von 2006 bis 2009)«

Nach umfassenden Vorinformationen durch einen Whistleblower von Heckler & Koch erstattete Jürgen Grässlin über seinen Rechtsanwalt Holger Rothbauer im Jahr 2010 Strafanzeige gegen H&K. Belegt werden konnte, dass 4702 Sturmgewehre des Typs G36 illegal in vier verbotene Unruheprovinzen Mexikos verbracht worden waren. Dort morden seither korrupte Sicherheitskräfte und die Drogenmafia mit G36. Während des Ermittlungsverfahrens durch die Staatsanwaltschaft Stuttgart und durch das von H&K eingesetzte Wirtschafts- und Beratungsunternehmen KPMG verschwanden Abertausende E-Mails zum unternehmensinternen Infoaustausch beim Mexiko-Deal – auch auf der Führungsebene von H&K. 2019 sprach das Landgericht Stuttgart zwei H&K-Geschäftsführer frei. Verurteilt wurden zwei vormalige H&K-Beschäftige zu Haftstrafen auf Bewährung und das Unternehmen selbst zu einer Geldstrafe in Höhe von 3,7 Millionen Euro. Erstmals in der mehr als 70-jährigen Firmengeschichte konnte dem Unternehmen illegaler Waffenhandel nachgewiesen werden. H&K akzeptierte das Urteil nicht und ging in Revision beim Bundesgerichtshof.

Autor*innen: Jürgen Grässlin und Eugenia Lüttmann-Valencia
Publikation: Herbst 2018 (mit weiteren aktuellen Ergänzungen) in Englisch, Spanisch und Deutsch in der Langfassung; in zahlreichen weiteren Sprachen in der Kurzfassung.

Siehe www.gn-stat.org ⟩ FÄLLE / CASES