AUKTION
Von Karsten Langer
Um die hohen Prozesskosten im Rechtsstreit gegen Ex-DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp hereinzuholen, geht Jürgen Grässlin ungewöhnliche Wege: Bei Ebay bietet der Daimler-Kritiker ein von ihm gemaltes Schrempp-Porträt zum Kauf an. Titel des Bildes: »Jürgen E. Schrempp. Daimlers größter Kapital- und Arbeitsplatzvernichter«.
Hamburg - Auf dem Porträt zu sehen ist der Kopf eines Mannes, der nur auf den zweiten Blick als Schrempp zu erkennen ist. Die Mundwinkel sind heruntergezogen, das Gesicht hat eine ungesund-grüngelbe Gesichtsfarbe, quer über das Bild verläuft eine feuerrote Kurslinie, die steil abwärts zeigt.
[Fotogalerie der vier Schrempp-Portraits von Grässlin und Ebay-Versteigerung ]
Grässlin selbst wertet das Bild aber nicht als persönliche Rache an Schrempp: »Das Schrempp-Portrait zeigt den selbsternannten 'Mister Shareholder Value' auf dem Höhepunkt seines Misserfolgs - als einen aus meiner Sicht in nahezu jeder Beziehung gescheiterten Manager. In diesem Sinne hätte man das Bild auch einfach 'Manager des Misserfolgs' nennen können«, sagt Grässlin gegenüber manager-magazin.de.
Das aktuelle Gebot für das 80 mal 100 Zentimeter große Bildnis liegt bei 551 Euro, vor allem zwei Bieter scheinen besonderes Interesse zu haben. Angeboten wird das Bild von einem Ebay-Mitglied mit Namen kut30. In seinem Ebay-Shop verkauft kut30 vor allem Plastikspielzeug und Autoersatzteile. Die Auktion endet am 25. Januar um 20 Uhr, mit dem Erlös soll ein Teil der Prozesskosten getilgt werden.
Schrempp hatte Grässlin wegen zweier Aussagen zu seinem Rücktritt und seiner Geschäftpraxis auf Unterlassung verklagt. Nur wenige Monate nach Schrempp verklagte auch Daimler-Chef Dieter Zetsche Grässlin auf Unterlassung. Der Grund: Der Daimler-Kritiker warf Zetsche »[Maulkorb für die Meinungsfreiheit]« vor Gericht vor. Das Landgericht Berlin untersagte Grässlin die Wiederholung seiner Vorwürfe, weshalb dieser Strafanzeige gegen Zetsche stellte.
[Foto: Schrempp-Portrait: »Jürgen E. Schrempp. Daimlers größter Kapital- und Arbeitsplatzvernichter«]
Erst Ende vergangenen Woche war Zetsche mit seiner Forderung nach Schmerzensgeld von Grässlin in erster Instanz vor dem Hamburger Landgericht gescheitert. Die Richter wiesen Zetsches Klage ab. Der Daimler-Chef kann gegen das Urteil Rechtsmittel einlegen, wenn es schriftlich vorliegt.
Zetsche hatte 2002 in einem Stuttgarter Prozess gegen einen Spediteur ausgesagt, bei dem es um Graumarktgeschäfte jenseits des offiziellen Vertriebsnetzes bei Daimler ging. Dabei soll Zetsche Medienberichten zufolge bestritten haben, dass der Konzern zu seiner Zeit als Vertriebsvorstand solche Praktiken toleriert und gefördert habe. Konzernkritiker Grässlin hat aber den Ermittlungsbehörden Unterlagen vorgelegt, durch die er »[Maulkorb für die Meinungsfreiheit]« bewiesen sieht.
Inzwischen ermittelt die Stuttgarter Staatsanwaltschaft gegen Zetsche wegen des Verdachts der »[Maulkorb für die Meinungsfreiheit]«. Der Daimler-Konzern weist die Vorwürfe gegen Zetsche entschieden zurück. Grässlin kosteten die Verfahren gegen Schrempp und Zetsche nach eigenen Angaben bisher mehr als 50.000 Euro.