Leserbrief »Waffenexport-Gegner Jürgen Grässlin.
Er legt seit Jahren den Finger in eine klaffende Wunde
aller Bundesregierungen«
zum Interview »Lax bis sehr lax« mit Jürgen Grässlin
von Franz Schmider und Dietmar Ostermann
in Badische Zeitung Magazin (vom 1. August 2015)
vom 15.08.2015



Waffenexport-Gegner Jürgen Grässlin

Er legt seit Jahren den Finger in eine klaffende Wunde aller Bundesregierungen

Zu: »Lax bis sehr lax«, BZ-Interview mit Jürgen Grässlin von Franz Schmider und Dietmar Ostermann (Magazin, 1. August):

Danke für das Interview mit Jürgen Grässlin, »beseelt von seiner Mission«, nicht besessen. Grässlin legt seit Jahr und Tag die Finger in eine klaffende Wunde aller Bundesregierungen. Deren gemeinsame Doppelzüngigkeit, was die Waffenexporte Deutschlands anbetrifft, ist mit Händen zu greifen. Jede Regierung, gleich welcher Parteienzusammensetzung, hat sich bislang um eine klare Linie vorbei gemogelt: Industriegewinne und Arbeitsplätze hatten immer Vorrang – da waren sich die Hersteller samt Gewerkschaften immer rasch einig. Die neue deutsch-französische Panzerpartnerschaft wird solche Exporte noch besser steigern helfen.

Grässlin hat so sehr Recht: Es sind die immensen Waffenausfuhrmengen und die attraktiven Gewinnmargen, die die modernen Kriegsauseinandersetzungen allerorten befeuern. Den Preis dafür zahlen die Menschen vor Ort: Elend, Verstümmelung, Tod und Massenflucht ohne Ende, wie bekannt. Die Kosten trägt die Allgemeinheit. Letztlich hilft nur, das Übel an der Wurzel anzupacken – das könnte sich das ökonomisch starke Deutschland gegen die gesamte (auch Rottweiler) Waffenlobby leisten mit dem ernsthaften Willen, endlich in einen Erfolg versprechenden Konversionsprozess zu treten.

Grässlin ist umso mehr zu bewundern mit seiner Arbeit, als diese Perspektive unter den gegebenen Verhältnissen kaum realisierbar scheint. Er verdiente allemal die Ehrenbürgerwürde der Stadt.

Dr. Hansjörg Malcowszki, Wittnau

http://www.badische-zeitung.de/leserbriefe-68/er-legt-seit-jahren-den-finger-in-eine-klaffende-wunde-aller-bundesregierungen--109716919.html