17:55 Uhr Jürgen Grässlin vom Verband der Kritischen Aktionäre droht, auch noch fünf Mal ans Pult zu treten, wenn er keine Antwort auf seine Fragen nach den Graumarktgeschäften bekommt. Diese Fragen hatte der Vorstand immer abgewehrt mit dem Hinweis, dass der Vorstand sich dazu nicht äußere. Grässlin wirft dem Konzern vor, unangenehmen Graumarkthändlern die Hölle heiß zu machen, genehmen Graumarkthändlern aber den Roten Teppich auszurollen. Obwohl solche Geschäfte verboten sind. Wenn Grässlin Ernst macht, dann kann das noch eine unangenehmes Spiel auf Zeit werden heute Abend. Dann hält er werbewirksam sein neues Buch in die Kamera »Abgewirtschaftet?! Das Daimler-Desaster geht weiter«.
16:55 Uhr Wenn man den Aktionären glaubt, ist der DaimlerChrysler-Konzern ein einziger Sumpf der Kriminalität. Beispiel: Ein Redner [Ronald Hilt; Anm. JG] stellt dar, dass ein Logistikunternehmer, obwohl dieser in U-Haft sitze, von DaimlerChrysler nach wie vor mit Fahrzeugen beliefert werde. Einem anderen Logistiker, der auch in U-Haft gesessen habe, seien dagegen alle Verträge gekündigt worden. Der Unterschied: Letzter wurde freigesprochen. Ersterer »wird es mit Sicherheit nicht«, sagt der Mann. Dieter Zetsche, schließt der Mann, wate immer noch im Schmutz der Vergangenheit. »Sie haben Leichen im Keller, da wird einem rechtschaffenen Stuttgarter schlecht.« 14:25 Uhr Die erste Frau spricht.[Beate Winkler-Pedernera; Anm. JG] Wieder eine Vertreterin der Kritischen Aktionäre. Sie hat ein rotes T-Shirt an. Aufdruck: »You are leaving the American Sector« - »Sie verlassen den amerikanischen Sektor«. Das T-Shirt ist eine Solidaritätsadresse an die Mitarbeiter von Chrysler in den USA. Ihr Credo: »Wir waren gegen die Fusion, aber jetzt haben wir sie und damit haben wir auch Verantwortung für die Mitarbeiter übernommen.« 14:21 Uhr Zetsche hatte ja versucht, sich als Klimaschützer zu profilieren. Nun, die Kritischen Aktionäre [Alexander Dauensteiner; Anm. JG] haben diesen Versuch zunichte gemacht. Sie rechnen vor: Was dem Kunden angeboten wird, sei ein durchschnittlicher Verbrauch von 9,7 Litern. Ohne den Smart wären es über zehn Liter. Nur zehn Prozent der DaimlerChrysler-Fahrzeuge erreichten überhaupt die von der EU verlangten 130 Gramm CO2 pro 100 Kilometer. Der Kraftstoffverbrauch von DaimlerChrysler-Fahrzeugen, schließt ein Aktionär, »ist inakzeptabel«. 14:03 Uhr Lob für Zetsche! Lob für Zetsche! Paul Russmann, Sprecher des Dachverbandes der Kritischen Aktionäre findet es gut, dass Zetsche in Sachen Chrysler keinen Schnellschuss plane. »Es steht das Schicksal vieler Menschen auf dem Spiel«, sagt Russmann. Darum müsse überdacht werden, ob Profit und Rendite weiter der Maßstab unternehmerischen Handelns bleiben könne. 13:32 Uhr Erster Höhepunkt: Jürgen Grässlin spricht. Er vertritt den Verband Kritischer Aktionäre. Genüsslich legt er dar, dass sein Verband zu den beiden gehört hat, die gegen die Fusion mit Chrysler gewesen seien. Die Gründe: Gefahr der Selbstbereicherung der Vorstände und Aufsichtsräte, erheblicher Mitarbeiterabbau, keine Ökologisierung der Fahrzeugflotte. Das alles ist »leider, leider in Erfüllung gegangen«. Grässlin richtet sich direkt an den Vorstand: »Hätten sie damals auf uns gehört, Abermilliarden Euro wären nicht abgeflossen. Wir hätten das gesamte Desaster nicht gehabt.«