Internetbericht
»Friedenspreis für Friedensaktivist Jürgen Grässlin«
in www.seemoz.de vom 10.05.2011



Friedenspreis für Friedensaktivist Grässlin

In Konstanz ausgeladen, in Deutschland ausgezeichnet: Der mehrfach auch in der Bodensee-Region aktive Friedensaktivist und Rüstungsgegner Jürgen Grässlin erhält den internationalen Aachener Friedenspreis zusammen mit der Tübinger Informationsstelle Militarisierung (IMI). Zuletzt jedoch war Grässlin in Konstanz nicht immer gern gesehen – erst kürzlich platzten zwei mit ihm geplante Podiumsdiskussionen. Die Auszeichnung mit Deutschland renommiertesten Friedenspreis ist ihm jetzt Trost genug.

Und als hätte der Zufall Regie geführt, sendete REPORT MAINZ in seiner aktuellen Sendung am Montag, 9.Mai, einen Beitrag mit dem Titel »Daimler-Rüstungsgüter für Gaddafi-Regime«. Ein Großteil der in dem Report verarbeiteten Informationen dürfte von Grässlin stammen. Denn er ist nicht nur Sprecher der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG-VK) und Vorsitzender des RüstungsInformationsBüros, sondern gründete auch die »Kritischen AktionärInnen Daimler« (KAD): Jedes Mitglied kauft eine Aktie und ist damit rede- und antragsberechtigt auf der Aktionärsversammlung. In Redebeiträgen und Anträgen kritisieren die KAD Jahr für Jahr die Rüstungsexporte von Daimler/EADS an menschenrechtsverletzende und kriegführende Staaten.

Als Kritiker des Rüstungskonzerns EADS in Friedrichshafen wurde Grässlin auch in Konstanz und Umgebung bekannt. Allein im letzten Jahr war er mehrmals in Radolfzell und Konstanz zu hören, in Schulklassen und auf Vortragsbühnen war er aktiv (SeeMoz berichtete mehrfach). Nur im Konstanzer Stadttheater wollten zweimal Podiumsdiskussionen nicht gelingen: Politiker, Wissenschaftler und natürlich Repräsentanten der Rüstungsindustrie sagten ihre Teilnahme jeweils ab.

Die Jury des Aachener Friedenspreises hob dann in ihrer Laudatio auch besonders hervor, dass Grässlin neben seinem Job als Lehrer seit den 80er Jahren »mit beeindruckender Energie und Unermüdlichkeit für den Frieden, vor allem für Verbote von Rüstungsproduktion und Rüstungsexporten" arbeite. In mehreren Büchern habe er zudem die Rüstungsbeteiligungen des Daimler-Konzerns untersucht.

Der Aachener Friedenspreis wurde 1988 von einem Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften und Bürgergruppen ins Leben gerufen. Im Gegensatz zum internationalen Aachener Karlspreis sollen mit der Auszeichnung Engagement und Zivilcourage von Menschen gewürdigt werden, die ohne öffentliche Ämter für den Frieden arbeiten. Zu den früheren Trägern des traditionell zum Antikriegstag am 1. September verliehenen Preises zählen die deutsche Schauspielerin Hanne Hiob, der US-Jesuitenpater Roy Bourgeois, die türkische Anwältin Eren Keskin und die Initiative Petersburger Soldatenmütter.

»Deutschlands bekanntester Rüstungsgegner« (DIE ZEIT) lebt und arbeitet als Lehrer in Freiburg. Er bezeichnet sich selber als »Humanist, Menschenrechtler und Pazifist« und leitet daraus sein Engagement für Frieden und Abrüstung ab. Seine Kampagne »Aktion Aufschrei: Stoppt den Waffenhandel!« startete im Frühjahr 2011: Grässlin lädt Kriegsopfer aus aller Welt nach Deutschland ein, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Einer dieser Besuche ist auch in Konstanz geplant.

Autor: hpk

Weitere Links: Eine Diskussion (über Krieg und Rüstung) findet nicht statt // Rüstungsindustrie kneift. Und SPD und CDU auch… // Der Rüstungsgegner und seine Gegner in Konstanz // Von Schlapphüten, Schulleitern und ängstlichen Redakteuren // Am Ellenrieder brodelt es // Tags: Aachener Friedenspreis, eads, jürgen grässlin

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