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Daimler und Chrysler bald getrennt?
DaimlerChrysler-Aktionäre fordern teils vehement einen
raschen Verkauf der angeschlagenen Chrysler-Gruppe
Zetsche bestätigt Verkaufsgespräche. Alle Optionen werden offen gehalten
Wien. (ede) »Wir wollen die beste Lösung für die Chrysler Group und für DaimlerChrysler. Deshalb wäre es unverantwortlich, einerseits nicht
alle Optionen zu prüfen oder andererseits unfertige Vorabüberlegungen anzukündigen«, erklärte DaimlerChrysler-Vorstandschef Dieter Zetsche am Mittwoch den
Aktionären auf der mit Spannung erwarteten Hauptversammlung. Zugleich bestätigte er aber, dass mit potentiellen Interessenten bereits Gespräche über einen
möglichen Verkauf von Chrysler geführt würden. Namen und Details waren allerdings nicht zu erfahren, da sich »das Management nach wie vor alle Optionen offen
halte, um den größtmöglichen Handlungsspielraum zu haben«.
Als Interessenten gelten der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna, der Finanzinvestor und neue Bawag-Eigentümer Cerberus, der US-Investor Blackstone und
nach Wall Street-Gerüchten auch der US-Autohersteller General Motors. Als möglicher Verkaufspreis werden Beträge bis zu neun Milliarden Dollar (rund 6,7 Mrd.
Euro) genannt.
Zu wenig konkret
Die wagen Aussage des DaimlerChrysler-Vorstands über die Zukunft des Konzerns sind den Aktionären allerdings zu wenig. Während die Trennungsgerüchte in den
letzten Tagen den Aktienkurs auf ein Rekordhoch trieben, purzelten die Werte zwischenzeitlich deutlich in den Keller.
Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2006 konnte der DaimlerChrysler-Konzern einen operativer Gewinn von 5,5 Milliarden Euro erwirtschaften. Der Chrysler-Verlust
(nach einem Gewinn von 1,5 Milliarden Euro 2005) schlug allerdings mit 1,1 Milliarden Euro zu Buche.
Schon im Vorfeld der Aktionärshauptversammlung schossen sich sowohl Institutionelle als auch Kleinanleger auf eine Zerschlagung ein. Noch weiter als die
anderen Aktionäre lehnte sich der Würzburger BWL-Professor Ekkehard Wenger aus dem Fenster und beantragte, dem Konzern nach der Trennung von Chrysler wieder
seinen alten Namen »Daimler-Benz« zu geben.
Muss Zetsche gehen?
Offen bleibt die Frage, ob die gesamte Chryslergruppe zum Verkauf gelangt, oder ob man sich nur von unrentablen Teilen trennen wird. »Eine Abspaltung von
Chrysler erscheint uns unter den gegebenen Bedingungen sinnvoll, da sich das Marktumfeld in den USA auch künftig sehr schwierig gestalten dürfte«, begründet
Ingo Speich, Fondsmanager bei Union Investment, gegenüber dem »
Handelsblatt« seine Position. Bestärkt wird er in seiner Haltung durch Fondsgesellschaften wie
DWS und SEB, aber auch vielen Kleinaktionären. Sollte Zetsche nicht rasch eine für die Aktionäre befriedigende Lösung schaffen, könnte er selbst unter die
Räder kommen.
»Wenn sich Daimler von Chrysler trennt, muss auch Vorstandschef Zetsche seinen Hut nehmen«, attackiert Jürgen Grässlin, Sprecher der kritischen Aktionäre
DaimlerChrysler (KADC) den Vorstandschef. Dann wäre nämlich seine Sanierungspolitik des »radikalen Abbaus« von Arbeitsplätzen und Werksschließungen bei
Chrysler »kläglich gescheitert«.