Heckler-Gewehr auf Nazi-Pullis.
Oberndorfer Waffenfirma geht juristisch gegen »Thor Steinar« vor
in der Südwest Presse vom 12.11.2008




Heckler-Gewehr auf Nazi-Pullis.
Oberndorfer Waffenfirma geht juristisch gegen »Thor Steinar« vor

Die Silhouette des Sturmgewehrs »G 36« von »Heckler & Koch« prangt auf »Thor Steinar«-Klamotten, die gerne von Nazis getragen werden. Der Waffenhersteller geht juristisch dagegen vor. [Repro: nc]

Das Sturmgewehr »G 36« der Oberndorfer Waffenfirma »Heckler & Koch« ist manchmal zu sehen, wo es nicht zu sehen sein dürfte oder sollte.

Im August hat das ARD-Politmagazin »Report Mainz« berichtet, dass georgische Soldaten mit dem G 36 kämpfen würden - obwohl es keine Export-Genehmigung des Bundeswirtschaftsministeriums für die Waffe gebe. »H&K« reagierte überrascht: »Dem Unternehmen Heckler & Koch liegen keinerlei Erkenntnisse vor, wie G 36-Gewehre nach Georgien gelangt sein könnten.«

Mitte Oktober sorgte erneut das G 36 für eine Überraschung in der Firmen-Zentrale: Dieses Mal war es nicht auf Kriegs-Bildern zu sehen, sondern auf einem Pullover der Marke »Thor Steinar«, die von Nazis gerne getragen wird. Über der Silhouette des Sturmgewehrs steht: »Hausbesuche«.

Das Oberndorfer Unternehmen habe umgehend das Stuttgarter Anwaltsbüro »Lichtenstein, Körner & Partner« beauftragt, eine Abmahnung gegen den Kleider-Hersteller zu erwirken, berichtet ein Firmen-Sprecher - gegen die MediaTex GmbH, die »Thor Steinar« produziert. Eine Reaktion sei bisher nicht eingegangen, hieß es am Donnerstag. Heckler sei zwischenzeitlich aber darauf aufmerksam geworden, dass entsprechende Pullover zu vergünstigen Preisen im Internet angeboten würden. Daraufhin habe das Anwaltsbüro nochmals auf die Frist bis zum 7. November hingewiesen, die Heckler dem »Thor Steinar«-Hersteller gesetzt hat. Am Freitag ist sie abgelaufen, die Kleidung mit G 36-Motiv gibt es weiterhin im Internet - und das nicht nur bei »Thor Steinar Outlet«, sondern auch bei Versänden für Skin- und Hooligan-Bedarf. Außer auf Pullis prangt der Aufdruck auf Frauen-Tops von Thor Steinar.

Ein H&K-Sprecher hat darauf hingewiesen, dass sich sein Unternehmen juristisch etwas schwerer tue als bei Markenrechts-Verletzungen. Markenrechtlich geschützt seien beispielsweise das Logo und die Typenbezeichnung des G 36 - nicht aber die Silhouette des Gewehrs. Daher gelte das »allgemeine Wirtschaftsrecht«: Von Heckler müsse in der juristischen Auseinandersetzung mit MediaTex mehr nachgewiesen werden als bei Verstößen gegen das »Markenrecht«.

Wenn den Oberndorfern die Adressen von Versänden bekannt werden, die mit der G36-Oberbekleidung handeln, will H&K auch gegen diese juristisch vorgehen. Bei den Neonazis handle es sich um eine Szene, »die wir auf Distanz halten wollen«, betonte ein Unternehmens-Sprecher.

Dass »Heckler & Koch« Waffen mit tödlicher Präzision entwickelt, das ist weltweit bekannt und mit mehr als 1,5 Millionen Toten seit 1961 belegt worden, wie der ehemalige Sulzer Realschul-Lehrer Jürgen Grässlin bereits im Jahr 2003 bei einer Demonstration in Oberndorf vorgerechnet hat. Mal sehen, ob Heckler & Koch auch den Verkauf von G 36-Pullis und G 36-Tops an Neonazis todsicher verhindern kann?!