Herr Jürgen Grässlin, Freiburg
Zu Punkt 4 der Tagesordnung: »Die Mitglieder des Aufsichtsrats werden nicht entlastet.
Begründung: Fehlende Kontrolle bei untersagten Graumarktgeschäften seit der Ära des Vertriebsvorstands Zetsche durch den Aufsichtsrat.
Der Aufsichtsrat hat bezüglich der Kontrolle der sowohl konzernintern als auch seitens der Europäischen Union untersagten Graumarkgeschäfte (»Parallelmarktgeschäfte«) auf ganzer Linie versagt. Durch die den Kunden im In- und Ausland weit überdurchschnittlich gewährten Rabatte bei Graumarktgeschäften wurde jahrelang der reguläre Autoverkauf über die autorisierten Mercedes-Händler und -Niederlassungen untergraben.
Weder in der vergangenen Hauptversammlung noch im Verlauf des letzten Geschäftsjahres konnten der Vorstand und der Aufsichtsrat den Vorwurf entkräften, wonach in der Ära des Vertriebsvorstands Dieter Zetsche (1995 bis 1999) und in den Jahren danach Graumarktgeschäfte mit einer großen Anzahl nichtautorisierter Mercedes-Händler in eine Vielzahl von Staaten getätigt worden sind.
Den Kritischen AktionärInnen Daimler (KAD, Arndtstraße 31, 70197 Stuttgart, Tel. 0711-608396, siehe www.kritischeaktionaere.de und www.juergengraesslin.com) liegen entsprechende Daimler-Dokumente vor. Diese belegen, dass vor allem in der zweiten Hälfte der Amtszeit des Vertriebsvorstands Zetsches in 15 der 20 Mercedes-Niederlassungen der Region West - damit in 75 Prozent aller Niederlassungen der größten Vertriebsregion! - jahrelang systematisch Graumarktgeschäfte betrieben worden sind. Weitere Graumarktskandale aus anderen bundesdeutschen Vertriebsregionen sind bekannt.
Diese Graumarktgeschäfte wurden mittels Fahrex-Genehmigungslisten in der Vertriebszentrale Deutschland erfasst. Der verantwortliche Mercedes-Vertriebschef Deutschland, Dr. Jürgen Fahr, hat den damals verantwortlichen Vertriebsvorstand Dr. Zetsche laut eigenen Aussage in einem Prozess vor dem Arbeitsgericht Berlin schriftlich auf die mit Tausenden von Fahrzeugen erfolgten Graumarktgeschäfte hingewiesen, was sich auch aus einem den Kritischen AktionärInnen vorliegenden mehrseitigen Schreiben ergibt.
Dagegen hat Dr. Zetsche als Zeuge im Verfahren gegen den Neudenauer Spediteur Gerhard Schweinle im Dezember 2002 laut Prozessteilnehmern lediglich »Einzelfälle« bei Graumarktgeschäften eingestanden. Die auf der Basis der Daimler-Dokumente belegbaren Vorgänge spielen bei den - im vergangenen Geschäftsjahr erfolgten und bis zum heutigen Tag laufenden - Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart eine wichtige Rolle.
Aus seinen Fehlern hat der Aufsichtsrat nichts gelernt, ansonsten würden die Graumarktgeschäfte der Vergangenheit vollständig aufgearbeitet, was jedoch auch im vergangenen Geschäftsjahr nicht geschehen ist. So lange der Aufsichtsrat seiner Kontrollpflicht bei den konzernintern untersagten und offenbar EU-rechtswidrigen Graumarktgeschäften nicht nachkommt, kann er nicht entlastet werden.«