Gegenantrag des Aktionärs JG vom 01.03.2007
»Die Mitglieder des Aufsichtsrats werden nicht entlastet«
anlässlich der 9. ordentlichen Hauptversammlung
der DaimlerChrysler AG am 04.04.2007 in Berlin



Gegenantrag JG
»Die Mitglieder des Aufsichtsrats werden nicht entlastet«

Zu Punkt 4 der Tagesordnung:

»Die Mitglieder des Aufsichtsrats werden nicht entlastet.

Begründung:

Zetsche für Chrysler-Desaster verantwortlich

Dr. Dieter Zetsche setzte sich im direkten Konkurrenzkampf gegen seinen Mitkonkurrenten Eckhard Cordes durch, der Aufsichtsrat wählte ihn zum Nachfolger des Vorstandsvorsitzenden Jürgen E. Schrempp. Ausschlaggebend dafür waren vor allem seine vermeintlichen Erfolge bei der Sanierung des maroden Unternehmensbereichs Chrysler, mit dem Schrempp versucht hatte, seine Vision der »Welt AG« zu begründen.
Die von Zetsche herbeigeführten und vom Aufsichtsrat abgesegneten Massenentlassungen und Werksschließungen auf dem amerikanischen Kontinent konnten die dramatischen Verkaufseinbrüche und selbstzerstörerischen Rabattschlachten nicht beenden. Das gesamte Chrysler-Desaster wird auch im Bereich der Bilanzen offenbar: Seit der Jahrtausendwende - und damit seit dem Amtsantritt von Zetsche als Chrysler-Chef - konnten lediglich Gewinne in Höhe von 4,0 Milliarden Euro erwirtschaftet werden. Diesen stehen die Verluste der Jahre 2001, 2003 und 2006 in Höhe von 6,9 Milliarden Euro gegenüber. In den kommenden Jahren drohen weitere Milliardenverluste, das Chrysler-Desaster verkommt zu einem Fass ohne Boden.
Für das US-Desaster ist Dieter Zetsche maßgeblich verantwortlich zu machen. Als Chrysler-Vorstand bestimmte er in den Jahren 2000 bis 2005 führend die Fahrzeugpalette des US-Unternehmensbereichs mit. Während Toyota mit den Hybridfahrzeugen Prius und Lexus den US-Markt eroberte, setzte Chrysler unter Zetsche auf spritfressende Pickups und Minivans.
Zetsches Sanierungspolitik ist kläglich gescheitert, sein Anspruch auf den Vorstandsvorsitz der DaimlerChrysler AG damit hinfällig. Sein rigides Vorgehen beim Wegrationalisieren von Arbeitsplätzen und Schließen von Produktionswerken stellt keinen Grund für die Weiterbeschäftigung als Daimler-Vorsitzender dar, sein Jahresgehalt von mehr als 5 Millionen Euro pro Jahr ist völlig ungerechtfertigt. Dagegen lassen seine unzureichenden Kompetenzen bei der Ökologisierung der Fahrzeugflotte, dem Schaffen neuer Arbeitsplätze und der Konzentration aufs Kerngeschäft mit dem notwendigen Ausstieg aus Rüstungsproduktion und -exporten bei Beteiligungsgesellschaften auch für die Zukunft das Schlimmste befürchten.

Aufsichtsrat unter Kopper versäumt notwendige Konsequenzen

Der Aufsichtsrat unter Führung von Hilmar Kopper hat versäumt, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen und den für das Chrysler-Desaster maßgeblich mitverantwortlichen Dr. Zetsche zu entlassen. Aus Aktionärssicht ist die nimmer enden wollende Kette strategischer Fehlentscheidungen des Vorstands und das völlige Versagen des Aufsichtsrats - formal das Kontrollgremium des Vorstands - nicht länger hinnehmbar.
Die Fortführung des Dauerdesasters Chrysler würde weitere Milliardensummen verschlingen. Aus diesem Grund fordern die Kritischen AktionärInnen DaimlerChrysler (KADC, Arndtstraße 31, 70197 Stuttgart, Tel. 0711-608396; www.kritischeaktionaere.de und www.juergengraesslin.com) ein sofortiges Ende mit Schrecken statt ein Schrecken ohne Ende. Sollten die notwendigen Schritte unterbleiben, so wird nach Reuters »integriertem Technologiekonzern« und Schrempps »Welt AG« mit hoher Wahrscheinlichkeit Zetsches »Toyota-Tochter« folgen - die Übernahme des Daimler-Restkonzerns durch den japanischen Autogiganten, durch ein anderes Autounternehmen oder eine Raider-Gruppe mit dramatischen Folgen für die Beschäftigten.«