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Gegenantrag des Aktionärs JG
»Die Mitglieder des Aufsichtsrats werden nicht entlastet.«
zur offensichtlich verspäteten Ad-hoc-Meldung der DaimlerChrysler AG
anlässlich der Ankündigung des Schrempp-Rücktritts der 8. ordentlichen
Hauptversammlung der DaimlerChrysler AG am 12.04.2006 in Berlin



Gegenantrag des Aktionärs JG
»Die Mitglieder des Aufsichtsrats werden nicht entlastet.«

Herr Jürgen Grässlin, Freiburg

Zu Punkt 4 der Tagesordnung:

»Die Mitglieder des Aufsichtsrats werden nicht entlastet. Begründung: Die DaimlerChrysler AG hat ihre so genannte »Ad-hoc-Meldung« zum vorzeitigen Ausscheiden des Vorstandsvorsitzenden Jürgen E. Schrempp nach Ansicht der Kritischen AktionärInnen DaimlerChrysler (KADC, Arndtstraße 31, 70197 Stuttgart, Tel. 0711-608396; www.kritischeaktionaere.de und www.juergengraesslin.com) deutlich zu spät publik gemacht. Dieses folgenschwere Versäumnis hat offensichtlich der Aufsichtsratsvorsitzende Hilmar Kopper maßgeblich zu verantworten, der frühzeitig und lange vor allen anderen Aufsichtsräten über Schrempps Rücktrittsabsichten informiert worden ist.

Nachdem Herr Schrempp seine Entscheidung getroffen hatte, den bis zum Jahr 2008 [!] befristeten Vertrag wider früherer Aussagen nicht zu erfüllen, beriet er sich nach der Hauptversammlung am 6. April 2005 mit seiner Ehefrau und Vorsitzendensekretärin Lydia Schrempp, dem Aufsichtratsvorsitzenden Hilmar Kopper und Hartmut Schick, Leiter der DC-Öffentlichkeitsarbeit.

Bereits Mitte Mai 2005, also mehr als zwei Monate [!] vor der öffentlichen Bekanntmachung, diskutierte Herr Schrempp seine Überlegungen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hilmar Kopper. Am 1. Juni 2005 konfrontierte Schrempp die beiden Aufsichtsräte Lynton R. Wilson und Robert J. Lanigan mit seinen Rücktrittsabsichten. Zwei Wochen danach informierte Herr Schrempp seinen Nachfolger Dieter Zetsche. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) kommt zu dem Schluss, dass spätestens seit dem 10. Juli 2005 (siehe manager magazin vom April 2006) eine Insiderinformation gemäß § 13 WpHG vorgelegen habe. Legt man die o.g. Chronologie zu Grunde, so muss ich annehmen, dass die so genannte »Ad-hoc-Meldung« noch früher hätte publiziert werden müssen.

Am 16. Juli 2005 wurde ich selbst telefonisch von einem Informanten über den wohl in Kürze bevorstehenden Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden Schrempp in Kenntnis gesetzt. Herr Kopper aber veranlasste noch immer nicht die notwendige »Ad-hoc-Meldung« zur Information der Aktionäre, Beschäftigten und Öffentlichkeit.

In den Tagen danach informierte Herr Schrempp Herrn Erich Klemm, den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden und Vorsitzenden des Konzernbetriebsrats, über die Absicht, seinen Vertrag nicht zu erfüllen, ebenso wurden weitere Führungspersonen informiert. Augenscheinlich am 27. Juli 2005 - elf Tage nach meiner Kenntnis der bevorstehenden Rücktrittsankündigung Schrempps - wurde Eckhard Cordes, der amtierende Vorsitzende der Mercedes Car Group und erklärte Kronprinz, von Herrn Schrempp über die geplanten Personalangelegenheiten informiert. Allein diese Tatsache zeigt den desaströsen Umgangstil in der Führungsebene der DaimlerChrysler AG.

Am 28. Juli 2005 - zwölf Tage nach meiner Kenntnis der bevorstehenden Rücktrittsankündigung Schrempps - publizierte DC um 10.32 Uhr die so genannte »Ad-hoc-Meldung« zum geplanten Schrempp-Rücktritt am 31. Dezember 2005. Selbst an diesem Tag hatten Nachrichtenagenturen vorzeitig über Rücktrittsgerüchte berichtet. Die Tatsache, dass sich der Aufsichtsrat bei Herrn Schrempp nicht einmal für dessen zehnjährige Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender bedankt hat, kann angesichts seiner desaströsen Arbeitsplatz- und Kapitalvernichtungspolitik durchaus nachvollzogen werden.

Doch die Folgen des Strategie- und Kommunikations-Desasters im Zusammenhang mit dem vorzeitigen Schrempp-Rücktritt sind verheerend: Eckhard Cordes hat das Unternehmen umgehend verlassen. Anteilseigner klagen jetzt in Musterverfahren auf Schadensersatz ihrer in Unkenntnis der Sachlage zu früh und damit unter Wert verkauften Aktien und werden ihre Prozesse mit hoher Wahrscheinlichkeit - und meines Erachtens völlig zu Recht - gewinnen. Mit dem pekuniären Schaden einher geht der weitere Verlust des Renommees der DaimlerChrysler AG.

Aus diesem Grund fordern die Kritischen AktionärInnen: ROTE KARTE, HERR KOPPER! Treten Sie sofort zurück!«