Gegenantrag »Die Mitglieder des Aufsichtsrats werden nicht entlastet«
des Aktionärs JG anlässlich der Hauptversammlung der Daimler AG
am 10.04.2013 in Berlin zu den exorbitant hohen Finanzzuwendungen an Vorstände



»Die Mitglieder des Aufsichtsrats werden nicht entlastet.

Begründung:

Seit rund anderthalb Jahrzehnten monieren die Kritischen AktionärInnen Daimler (KAD) die Abzockermentalität in der Konzernspitze der Daimler AG. Diese manifestiert sich in völlig überzogenen Gehalts- und Rentenzahlungen sowie Rentenrückstellungen.

Die exorbitant hohen Finanzzuwendungen verantwortet der Aufsichtsrat. Sie gehen maßgeblich auf Entscheidungen in der Ära des Vorstandsvorsitzenden Jürgen E. Schrempp zurück. Der damalige DaimlerChrysler-Vorsitzende argumentierte in den Neunzigerjahren, der Konzern müsse an die Spitze der Autokonzerne weltweit avancieren und die Managergehälter dementsprechend US-amerikanisches Niveau erreichen, um international konkurrenzfähig zu sein.

Die von Schrempp versprochene »Hochzeit im Himmel« mit der Übernahme von Chrysler verkam zum »Desaster auf Erden«. Mit seiner Vision der Nummer 1 scheiterte der damalige Konzernchef kläglich. In der Folge führte das Daimler-Desaster zu massivem Imageverlust, einem dramatischen Stellenabbau und kostete die Unternehmenseigner letztlich Abermilliarden. Diese fehlten in den letzten Jahren u.a. in der Ökologisierung der Fahrzeugflotte.

Dessen ungeachtet erhält Jürgen E. Schrempp offenbar weiterhin Millionenzuwendungen und zahlreiche zusätzliche Vergünstigungen. Zum Erbe der Ära Schrempp zählt bis heute auch das unangemessen hohe Schrempp'sche Niveau der Entlohnung des Topmanagements bei der Daimler AG.

Allen voran erhielten – nicht: »verdienten«! – der Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche 8,30 Mio. Euro, Finanzchef Bodo Uebber 3,65 Mio. Euro und der Lkw-Chef Andreas Renschler 3,44 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2012. Insgesamt kassierten die sieben Vorstände mehr als 28 Millionen Euro (das achte Vorstandsmitglied, der China-Vorstand Hubertus Troska ist erst seit dem 13. Dezember 2012 im Amt).

Durchaus nachvollziehbar verlängerte der Aufsichtsrat den Vertrag des Vorstands-vorsitzenden Dieter Zetsche im Februar 2013 lediglich für drei Jahre. Ein Entscheid, der den Vertretern der Arbeitnehmerseite zu verdanken ist. In diesem Sinne richtet sich dieser Antrag auf Nichtentlastung gegen die Vertreter der Kapitalseite im Aufsichtsrat.

Wie unbelehrbar Dieter Zetsche ist, belegt nicht zuletzt seine Aussage, er sehe trotz der Kritik keinen Grund, seinen Führungsstil zu überdenken. »Das sind Einzelmeinungen«, äußerte Zetsche auf dem Autosalon in Genf (siehe Süddeutsche Zeitung vom 6. März 2013). Umso ärgerlicher ist die Tatsache, dass sich die unzureichende Managerleistung Zetsches keinesfalls in einer spürbaren Gehaltsminderung auswirkt. Vielmehr erhielt der Konzernchef 2012, wie bereits 2011, bei gleichem Grundgehalt mehr als 8 Millionen Euro.

Derartige Finanzzuwendungen an Vorstände der Daimler AG lassen sich in keinster Weise rechtfertigen: Denn die selbst gesetzten Ziele beim operativen Gewinn wurden 2012 nicht erreicht, Fahrzeugverkäufe und Bilanzdaten überzeugen keinesfalls im Vergleich zu den Premiumkonkurrenten Audi und BMW, zunehmende Leiharbeit ist weiterhin Strategie des Konzerns, die Produktpalette reicht noch immer von Zivil- und Militärfahrzeugen (Mercedes Military) über die Fertigung ziviler und militärischer Motoren (Beteiligung an der Tognum AG) bis hin zur Produktion und dem Export von Kampfflugzeugen, Militärhelikoptern und Atomwaffenträgersystemen (Beteiligung an der EADS N.V).

Angesichts des Versagens und auch der Angemessenheit von Arbeit, Leistung und Entlohnung müssen die Vorstandsgehälter der Daimler AG drastisch zusammengestrichen werden. Um der Absahnungsmentalität auf Vorstandsebene endlich einen Ordnungsriegel vorzuschieben, fordern die Kritischen AktionärInnen Daimler (www.kritischeaktionaere.de), dass die komplette Vergütung und die Rentenzahlungen des Vorsitzenden das Zwanzigfache des durchschnittlichen Gehalts eines Daimler-Beschäftigten nicht übersteigen dürfen.

Wie umstritten exorbitant hohe Finanzzuwendungen im gesellschaftlichen Kontext gesehen werden – zu denen im Übrigen auch Abfindungen in zwei- oder dreistelliger Millionenhöhe zählen –, belegt nicht zuletzt eine entsprechende Volksabstimmung in der Schweiz. Im März 2013 votierten zwei Drittel der Wählerinnen und Wähler für die »Volksinitiative gegen Abzockerei«. Das Politbarometer des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) ermittelte im gleichen Monat, dass 93 Prozent <!> aller Befragten die Gehälter von Banken und Konzernmanagern als zu hoch erachten.

Wann endlich handelt der Daimler-Aufsichtsrat?«