Von Philipp Scheffbuch
Stuttgart - DaimlerChrysler zieht bei seiner Kleinwagentochter Smart die Reißleine und stellt die Produktion des Viersitzers Forfour ein. Am Smart-Hauptsitz in Böblingen bei Stuttgart werden 300 Stellen gestrichen, teilte das Unternehmen am Wochenende mit. »DaimlerChrysler plant die Fokussierung auf den Smart Fortwo, um die Marke nachhaltig zukunftssicher zu machen«, heißt es. Der Zweisitzer werde künftig komplett in die Mercedes-Organisation eingebunden. Die Kosten für den Schritt beziffert der Autokonzern auf eine Milliarde Euro. Der Großteil der Summe dürfte dabei dem ehemaligen Partner Mitsubishi Motors als Entschädigung zustehen. Die Japaner fertigen das Modell Forfour bisher gemeinsam mit dem Mitsubishi Colt im niederländischen Born. Die jetzige Abkehr vom Viersitzer geht offenbar auf einen Alleingang des Vorstandsvorsitzenden Dieter Zetsche zurück. Denn, wie das Unternehmen mitteilte, haben bisher weder Vorstand noch Aufsichtsrat den Plänen zugestimmt. Vor einem Jahr schon hatte DaimlerChrysler für Smart einen 1,1 Milliarden Euro teuren Sanierungsplan vorgestellt. 600 der damals 1350 Stellen sind inzwischen abgebaut. Die Produktion des Smart-Roadsters wurde ebenso wie die Pläne für einen Smart-Geländewagen eingestellt. Offenbar reichten die bisherigen Schritte nicht aus, um die Marke bis zum kommenden Jahr profitabel zu machen. Smart konnte bisher dem Mutterkonzern noch nie einen Gewinn abliefern. Nach Branchen-Schätzungen dürften in den vergangenen acht Jahren Verluste von drei Milliarden Euro aufgelaufen sein. Mit der ausschließlichen Produktion eines einzigen Smart-Modells kehrt der Stuttgarter Autokonzern nun zu den Anfängen der Marke zurück. Der mit dem Schweizer Uhrenfabrikanten Nicolas Hayek (Swatch) entwickelte Zweisitzer wurde 1998 eingeführt. 2002 kam der Sportwagen Roadster, 2004 der Viersitzer Forfour dazu. Im vergangenen Jahr verkaufte Smart noch 143 000 Fahrzeuge, sechs Prozent weniger als im Vorjahr. Im Januar dieses Jahres brach der Absatz um 22 Prozent ein. Der Viersitzer Forfour blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Im Jahr des Marktstarts konnten 59 000, im vergangenen Jahr nur noch 44 000 Wagen verkauft werden. Das ursprüngliche Absatzziel lag bei 80 000. Zuletzt gelang es einem Einzelaktionär, die Tagesordnung der Daimler-Hauptversammlung am 12. April ändern zu lassen. Laut seinem Antrag sollen Sonderprüfer die Geschehnisse bei Smart untersuchen. »Der Daimler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche wird so nicht umhin kommen, Stellung zum Fortgang beim Milliardengrab Smart zu beziehen«, freut sich Aktionärskritiker Jürgen Grässlin.