ERKENNTNISWERT: Jürgen Grässlin (49) lässt nicht locker. Wann immer es etwas zu kritisieren gibt an DaimlerChrysler, ist der Freiburger Autor zur Stelle. Vor gut einem Jahr führte sein Buch »Das Daimler-Desaster« die Bestsellerliste an, und im Dezember zeigte er sogar Konzernchef Dieter Zetsche wegen des Verdachts auf uneidliche Falschaussage an. Zetsche weist den Vorwurf zurück.
Jetzt, passend zum Spektakel um den bevorstehenden Chrysler-Verkauf, legt Grässlin nach. Das Taschenbuch »Abgewirtschaftet?! Das Daimler-Desaster geht weiter« ist eine überarbeitete Neuauflage des Vorgängers. Dennoch: Grässlin überrascht auch dieses Mal wieder mit brisanten Details über die Graumarktgeschäfte des Konzerns. Lustvoll weidet er Akten aus und belegt, wie Daimler über Jahre am eigenen Vertrieb vorbei Autos ins Ausland verkaufte - und so möglicherweise gegen EU-Recht verstieß. Diese Praxis wird von der Konzernspitze bislang kleingeredet. STIL: Provokant wie immer arbeitet Grässlin die Versäumnisse der Daimler-Herren ab und verfällt dabei nur selten ins Rechthaberische. NUTZWERT: Wem es um die allgemeine Lage des Konzerns geht, der findet im Vergleich zu »Das Daimler-Desaster« nichts aufregend Neues. Wer sich aber dafür interessiert, wie DaimlerChrysler in ganz konkreten Situationen arbeitet, der wird hier mit dem Beispiel Graumarkt bestens bedient. Michael Freitag, managermagazin Mai 2007, S. 164