Deutscher Buchautor Grässlin weist in Interview mit »Tiroler Sonntag« auf Exporte in »massiv menschenrechtsverletzende Staaten« hin
Innsbruck (KAP) Österreichische Waffenexporte in »massiv menschenrechtsverletzende Staaten« hat der deutsche Rüstungsexperte und Buchautor Jürgen Grässlin angeprangert. Im Interview mit der Kirchenzeitung »Tiroler Sonntag« wies er auf Untersuchungen von Amnesty international zwischen 2005 und 2009 hin, wonach Österreich neben Italien das einzige Land gewesen sei, das Lieferungen von Waffen, Munition und Ausrüstung nach Syrien genehmigte. Damals habe Österreich auch den Jemen mit Panzerfahrzeugen beliefert und Bahrain mit Glattrohrkanonen und Kleinwaffen.
Das sei bei einem neutralen Land wie Österreich »schwer nachvollziehbar«, kritisierte Grässlin, der 2011 die Kampagne »Aktion Aufschrei: Stoppt den Waffenhandel!« ins Leben rief und zuletzt das »Schwarzbuch Waffenhandel« veröffentlichte. »Wer Waffen in Krisen- und Kriegsgebiete liefert, macht sich mitschuldig an Massenmorden.«
Das kleine Österreich ist nach den Angaben Grässlins der fünfundzwanziggrößte Rüstungsexporteur der Welt. An der Spitze lägen hier mit großem Abstand die USA und Russland, dahinter folgten Deutschland, Frankreich, Großbritannien und China. »Makaber« nannte Grässlin in dem Interview die Tatsache, dass alle diese Staaten mit Ausnahme Deutschlands als ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrates den Weltfrieden sichern sollten, zugleich aber Gewalt in Ländern wie Sudan, Somalia Afghanistan oder im Irak schürten. »Hinterher schickt man Blauhelmsoldaten in Friedensmission auf die Kriegsschauplätze der Welt, die dort die zuvor herangeschafften Waffen wieder einsammeln«, so Grässlins bitterer Nachsatz.
Zu den größten Waffenimporteuren zählen laut dem Experten verfeindete Länder wie Indien und Pakistan, die Türkei und Griechenland, Israel, Ägypten »und der weltweit zweitgrößte Christenverfolgungsstaat Saudi-Arabien«. Menschenrechte und ethische Standards spielten beim Waffenhandel nur auf dem Papier eine Rolle, de facto lauteten die drei Kriterien der Rüstungsexportpolitik jedoch »Profit, Profit, Profit«.