Berlin / Stuttgart, 06. April 2004
Kritische Daimler-Aktionäre verweigern morgen Schrempp und Kopper die Entlastung, stellen eigene Kandidaten für den Aufsichtsrat auf und fordern Russpartikelfilter serienmäßig in alle Diesel-PKW, Ausstieg aus Minentechnologie und Rüstungsschmiede EADS sowie Gerechtigkeit für Angehörige der verschwunden Mercedes-Mitarbeiter in Argentinien.
»Nicht nur wegen der großen Unzufriedenheit mit dem Desaster bei Toll-Collect und der gescheiterten Vision der Schremppschen Welt-AG , sondern auch wegen der mangelnden Bereitschaft Russfilter serienmäßig in alle Mercedes-Dieselfahrzeuge einzubauen und den noch immer vorhanden Minen und Atomwaffen im Angebot der Daimlerbeteiligung EADS« rechnen die Kritischen AktionärInnen DaimlerChrysler (KADC) »auch in diesem Jahr mit einer großen Zahl von Gegenstimmen« auf der morgigen Aktionärshauptversammlung von DaimlerChrysler im Berliner ICC.
Russpartikel-Filter sind überfällig
Der verkehrspolitische Sprecher der KADC, Alexander Dauensteiner, greift den Konzern wegen seiner umweltfeindlichen Produktpolitik an: »Die Weigerungen, Russpartikelfilter in alle Diesel-Pkw serienmäßig einzubauen und ein 2-Liter-Auto auf dem Markt zu bringen, führen dazu, dass Daimler seinen Kunden weiterhin Technik von gestern verkauft.« Keinerlei Fortschritte sieht Dauensteiner auch bei der Reduzierung des Flottenverbrauchs.
EADS muss Rüstungsproduktion stoppen
Daimler solle dem Beispiel General-Motors folgen, sich aufs Autogeschäft konzentrieren und aus dem Geschäft mit Minen, Atomwaffen und anderen Rüstungsgütern aussteigen, fordert Schrempp-Biograph Jürgen Grässlin: »Solange Daimler Geld auch mit Waffen verdient, lehnt z.B. das Kinderhilfswerk UNICEF Sponsoring durch Daimler ab, da die UNICEF-Richtlinien null Toleranz gegenüber Unternehmen fordern, die im Rüstungsbereich tätig sind.«
KADC benennt eigene Aufsichtsrats-Kandidaten
Die vom KADC aufgestellten Gegenkandidaten für den Aufsichtsrat, der Konversionsexperte Prof. Uli Albrecht (61) und die Greenpeace-Referentin Marion Struck-Garbe (56), wollen für den Fall ihrer Wahl »die notwendige Umstellung des Gesamtkonzerns hin zur Fertigung umweltgerechter Zukunftstechnologien fachkompetent begleiten und kontrollieren«, kündigte Struck-Garbe an.
Verschwinden von Betiebsräten muss aufgeklärt werden
An das Verschwinden von 15 Betriebsräten aus der Mercedes-Benz Fabrik in Argentinien während der Militärdiktatur erinnert der überlebende Betriebsrat Eduardo Fachal aus Buenos Aires. »Während der Diktatur brachten die Militärs Oppositionelle um, aber es gab auch Zivilisten, darunter Vorstandsmitglieder von Mercedes Benz Argentinien, die an die Militärs unsere Namen und Adressen weitergaben«, berichtete Fachal am Dienstag vor Medienvertretern in Berlin und verlangte von DaimlerChrysler Entschädigungen für die Angehörigen der Verschwundenen.